

Paris - Ein Gericht in Nanterre westlich von Paris verschob den am Donnerstag eröffneten Prozess um Geschenke der L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt an Banier auf unbestimmte Zeit. Baniers Anwalt hatte den Aufschub gefordert, nachdem der ehemalige Butler von Bettencourt unlängst mit heimlich aufgenommenen Tonbändern aus ihrer Villa zur Polizei gegangen war. Das Gericht will die Aufnahmen nun vor der Fortsetzung des Verfahrens prüfen, das auf eine Klage von Bettencourts Tochter zurückgeht.
Der langjährige Butler der Milliardärin hatte ein Jahr lang heimlich Gespräche in ihrer Villa aufgenommen, aus denen auch hervorgeht, dass die 83 Jahre alte Haupteignerin des Kosmetikkonzerns L'Oréal dutzende Millionen Steuern hinterzog. Dadurch geriet inzwischen Arbeitsminister Eric Woerth in ein schlechtes Licht: Seine Frau arbeitete für die Vermögensverwaltung von Bettencourt, während er in seinem früheren Amt als Haushaltsminister Steuersündern nachgestellt hatte. Die französische Opposition will deshalb einen Untersuchungsausschuss gegen den Minister anstrengen - aus dem Familienstreit wurde so mittlerweile eine Staatsaffäre.
Bettencourts einzige Tochter wollte mit den Bändern den Beweis erbringen, dass ihre Mutter unter dem Einfluss ihrer Berater steht und von dem 63-jährigen Banier ausgenutzt wurde. Sie hatte nach dem Tod ihres Vaters vor zweieinhalb Jahren Anzeige erstattet. Banier war seit den 80er Jahren mit Liliane Bettencourt und ihrem Mann André befreundet gewesen. Die Milliardärin sagt, alles, was sie ihm gegeben habe, habe sie ihm aus freien Stücken geschenkt - im Übrigen sei es "verhältnismäßig" nicht besonders viel.
Bettencourt und ihr Mann André hatten Banier 1969 kennengelernt; in den 80er Jahren freundeten sie sich eng mit dem heute 63-jährigen Schriftsteller und seinem Lebensgefährten an. Die beiden Paare fuhren zusammen in den Urlaub, besuchten Ausstellungen, diskutierten nächtelang. Als Banier in den 70er Jahren zu fotografieren begann, unterstützte die L'Oréal-Erbin ihn finanziell. In den 90er Jahren nahmen ihre Geschenke größere Ausmaße an: Bis heute soll der Künstler rund 990 Millionen Euro in Form von Gemälden, Immobilien, Lebensversicherungen und Schecks von seiner Gönnerin erhalten haben - was deren einziger Tochter und Erbin sehr missfällt.
Das Vermögen von Bettencourt wird auf 17 Milliarden Euro geschätzt, sie gehört der US-Wirtschaftszeitung "Forbes" zufolge zu den 20 reichsten Menschen der Welt.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Als Alleinerbin des L'Oreal-Gründers ist Liliane Bettencourt die reichste Frau Europas. Seit 2007 besitzt sie rund 30 Prozent des Aktienkapitals. Sie verdient, so heißt es, 700.000 Euro. Täglich.
Ihre Tochter zog vor Gericht und ließ den Geisteszustand der Mutter anzweifeln, weil Liliane Bettencourt einen Intimfreund mit immensen Vermögenswerten beschenkte.
Der Sitz des L'Oreal-Konzerns in Clichy im Norden von Paris. Die Seifenoper aus dem Kosmetik-Konzern droht obendrein noch zur peinlichen Polit-Affäre zu werden, in die Minister, Advokaten, Banker und vielleicht gar der amtierende Präsident verwickelt sein könnten.
Minister Eric Woerth mit seiner Frau Florence: Sie arbeitete als Vermögensverwalterin bei Madame Bettencourt - womöglich auf Bitten ihres Ehemannes.
Liliane Bettencourt, hier mit ihrem 2007 verstorbenen Mann André (r.): Sie erbte von ihrem Vater, L'Oréal-Gründer Eugène Schueller, ein riesiges Vermögen, das sich zurzeit auf mehr als 20 Milliarden Euro belaufen soll.
Der Beschenkte: François-Marie Banier, 61, (r.) gilt als Jetsetter, der...
...viele Prominente zu seinen Freunden zählt, u.a. Caroline von Monaco und Johnny Depp.
Der Fotograf und Autor Banier, hier 1977 mit Yves Saint Laurent, gilt als "Adoptivsohn" der Milliardärin Bettencourt.