Zahlungen an Missbrauchsopfer Katholische Diözese in den USA meldet Insolvenz an

Bischof Ronald Geiner von der Diözese Harrisburg: Kirche zahlte bereits zwölf Millionen Dollar an Missbrauchsopfer
Foto: Matt Rourke/ APDie katholische Diözese Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania hat nach hohen Schadensersatzzahlungen infolge von Missbrauchsfällen Insolvenz angemeldet. Trotz zahlreicher Sparmaßnahmen sei die Diözese "im Moment nicht in der Lage, unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen", erklärte Bischof Ronald Gainer am Mittwoch. Mit der Beantragung von Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts könne sich die Diözese, die rund 230.000 Gläubige betreut, neu aufstellen, hieß es.
Obwohl bereits gut 100 Missbrauchsopfern Entschädigungen gezahlt worden seien, gebe es bereits "ein halbes Dutzend neuer Klagen, von denen jede die Diözese finanziell ernsthaft lähmen könnte", erklärte der Bischof. Die Diözese in dem Staat im Nordosten der USA hatte im vergangenen Jahr an 106 Menschen, die von Priestern missbraucht worden waren, insgesamt 12,1 Millionen US-Dollar ausgezahlt.
Josh Shapiro, Justizminister Pennsylvania
Und Harrisburg ist nur eine Diözese von vielen in Pennsylvania, in denen Fälle von Missbrauch aufgedeckt wurden. Die mutmaßlichen Opfer: mindestens tausend Kinder - überwiegend Jungen, aber auch viele Mädchen. Die mutmaßlichen Täter: mehr als 300 katholische Priester.
Zwei Jahre lang hatte eine Grand Jury dem Skandal nachgespürt. Sie sprach mit Dutzenden mutmaßlichen Opfern und sichtete eine halbe Million Akten. Ähnliche Vorwürfe habe es auch anderswo schon gegeben, resümiert sie in Anspielung auf frühere Enthüllungen, beginnend in Boston vor mehr als 16 Jahren. "Doch nie in diesem Ausmaß." Als der Untersuchungsbericht der Grand Jury vorgestellt wurde, sagte Josh Shapiro, der Justizminister des Bundesstaats, erschüttert: "Der Missbrauch war wuchernd und weitverbreitet. Es ist entsetzlich."
Einen Bericht über die Untersuchung der Grand Jury finden Sie hier: Katholische Kirche in Pennsylvania: "Missbrauch war weit verbreitet"
Insolvenz auch bei den Pfadfindern
Erst Anfang der Woche hatten die US-Pfadfinder angesichts einer Vielzahl an Klagen wegen sexuellen Missbrauchs ebenfalls Insolvenz angemeldet. Ziel sei es, alle Missbrauchsopfer zu entschädigen und die Mission des Verbands auch in Zukunft fortzuführen, teilten die "Boy Scouts of America" (BSA) am Dienstag mit.
Mehr als 12.000 Mitglieder der US-Pfadfinder sind laut Angaben des Opferanwalts Jeff Anderson seit 1944 Opfer sexueller Übergriffe geworden. Seinen Angaben zufolge sind zudem mehr als 7800 mutmaßliche Täter in Akten aufgeführt, die der Organisation vorliegen.
Mehr über den Skandal erfahren Sie hier: Missbrauch bei den Pfadfindern: "Die Akten der Perversion"
Medienberichten zufolge kommen auch auf den Pfadfinderverband massive Entschädigungsforderungen zu. Laut CNN listet die Organisation schon jetzt Verbindlichkeiten im Umfang von mehr als 100 Millionen Dollar (umgerechnet gut 92 Millionen Euro) auf.
Im Zuge eines Missbrauchsskandals hatte 2018 auch der US-Turnverband Insolvenz beantragt, um Ansprüche von Missbrauchsopfern zu bedienen.