Misslungene Aprilscherze Aliens, Spaghetti-Bäume, goldige Kasachen

Haben Sie schon Ihre Spaghetti überprüft, im Frühbeet oder auf dem Balkon? Angesichts des Frühlingswetters könnten die Nudeln bald reif sein. Sie glauben, das sei Quatsch? Quatsch! SPIEGEL ONLINE präsentiert die kuriosesten Aprilscherze.

Hamburg - Na, sind Ihre Spaghetti noch hart? Oder werden sie schon schön weich? Angesichts des milden Winters müssten die langen Schlanken schon bald genießbar sein. Wertvolle Tipps zur Ernte und zur Schädlingsbekämpfung lieferte die BBC bereits vor vielen Jahren - der Beitrag, gesendet am 1. April 1957, kostete den Sender beinahe den guten Ruf. Denn die Zuschauer fanden die launige Reportage gar nicht lustig, die als einer der ersten Fernsehaprilscherze in die Geschichte einging.

Böse Folgen hatte auch ein Beitrag des WDR, in dem der Sprecher diverse Meeressäuger in den Rheinfluten meldete. Mehr oder weniger gut kam der Gag an, den sich Multimilliardär und "Virgin"-Gründer Richard Branson ausgedacht hatte: Er machte Außerirdischen Konkurrenz und verstörte seine Landsleute.

Kasachen im Goldrausch, Hamburger in Panik und diebische Frankfurter: SPIEGEL ONLINE hat gründlich misslungene Scherze ausgegraben. Lesen Sie selbst:

Der Spaghetti-Reinfall der BBC

Am 1. April 1957 strahlte die BBC in ihrer Sendung "Panorama" eine Reportage über die Spaghetti-Ernte in der Schweiz aus. Zu sehen waren Bauersfrauen, die sorgfältig einzelne Nudeln aus den Büschen pflückten und zum Trocken aufhängten. Dazu kommentierte die ernsthafte Stimme des Starmoderators Richard Dimbleby. "Viele von Ihnen", sagte Dimbleby den Zuschauern, "da bin ich sicher, haben schon einmal die weiten Spaghetti-Plantagen der Poebene gesehen." In der Schweiz dagegen sei der Nudelanbau noch nicht so weit verbreitet.

Vor allem dem mysteriösen Verschwinden des gefürchteten Spaghettikäfers sei es zu verdanken, dass die Schweizer eine Rekordernte erwarteten. Und warum sind die Pastastränge immer gleich lang? Ganz klar: "Viele Jahre geduldiger Bemühungen von Züchtern, denen es endlich gelungen ist, die perfekten Spaghetti zu kreieren", schwadronierte Dimbleby.

Tausende Zuschauer glaubten ihm. Spaghetti galten in den fünfziger Jahren in Großbritannien beinahe als exotisch. Schon kurz nach der Sendung klingelten in der Senderzentrale die Telefone ohne Pause. Hunderte Zuschauer wollten Genaueres wissen, einige ihren eigenen Spaghetti-Baum bestellen. Als sich schließlich herausstellte, dass es sich um einen Aprilscherz handelte, hagelte es Proteste. Der einst als urseriös bekannte Dimbleby musste um seinen Ruf fürchten, ebenso die Sendung "Panorama" und die gesamte BBC. Wenig später allerdings beruhigten sich die Gemüter wieder.

E.T.s Pannenflug über London

Richard Branson, britischer Exzentriker und schwerreicher Boss der "Virgin Atlantic Airways", geriet 1989 ein als Aprilscherz gedachter Ausflug in die Lüfte zum kläglichen Flop. Der Tycoon war in der Morgendämmerung als E. T. verkleidet in einem Ufo-ähnlichen Heißluftballon fauchend über die Dächer von Süd-London geflogen. Nicht unerwartet blockierten Hunderte von genarrten himmelsüchtigen Briten mit Notrufen die Amtsleitungen der Polizei. Als Branson schließlich die stark frequentierte Autobahn M 25 in seinem zusätzlich mit flackernden Blinklichtern bestückten Luftgefährt querte, brachten verstörte Autofahrer den Verkehr vollständig zum Erliegen.

Branson landete die vermeintliche fliegende Untertasse schließlich auf einem Acker am Rande der Stadt. Sogar die Polizei, die das Flugobjekt verfolgt hatte, soll sich zunächst nicht an das "Ufo" herangetraut haben. Als dann auch noch eine in einen silbrigen Anzug gekleidete Figur ausstieg, verging den Beamten vollends der Spaß. Zwischenzeitlich drohte dem Scherzbold, der angeblich am Morgen des 1. April im Londoner Hyde Park landen wollte und vom Winde verweht wurde, sogar ein Verfahren vor der englischen Luftfahrtbehörde. Branson kleinlaut: "Ich dachte, um diese Zeit würden alle fest schlafen."

Goldrausch in Kasachstan

Die Banker trauten ihren Augen kaum: Wegen eines verfrühten Aprilscherzes haben 1995 Tausende Kasachen die Geldinstitute des Landes belagert. Eine örtliche Zeitung hatte sich einen Spaß erlaubt und berichtet, die Sicherheitsstreifen der 10-Tenge-Geldscheine enthielten wertvolles Edelmetall.

Bei der Herstellung seien versehentlich Streifen aus Gold und Platin verwendet worden. Die Banken kauften die Scheine für 250 Dollar auf, hieß es. Die Kasachen witterten ein Riesengeschäft, schließlich entsprachen rund 60 Tenge zu diesem Zeitpunkt einem Dollar. Als sich die Meldung dann als Scherz entpuppte, kam es zu Tumulten verärgerter Kunden.

Starmoderator, vom Teufel geritten

Der Schock kam um 23.25 Uhr, mitten im Schlussapplaus von "Wetten, dass ...?" am 1. April 2006. "Ich glaube", verkündete Moderator Thomas Gottschalk, "nach 25 Jahren ist ein guter Moment gekommen, wo ich sage: Mensch, jetzt muss mal ein anderer ran. Ich sage meinem Publikum für viele, viele Jahre 'Wetten, dass ...?' Dankeschön. Bitte jetzt keine Tränen." Die Zuschauer, insgesamt fast 14 Millionen, waren entsetzt.

Beim ZDF klingelten kurz darauf die Telefone Sturm, Nachrichtenagenturen setzten Eilmeldungen ab, etliche Radiosender und auch SPIEGEL ONLINE verkündeten das Ende der Ära Gottschalk. Auch ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut soll sich nicht anders zu helfen gewusst haben, als Gottschalk an seinen laufenden Vertrag zu erinnern. Der Moderator gestand nachträglich seinerseits, er habe sich einen Scherz erlaubt und werde natürlich weitermachen. Ihn habe wohl "der Teufel geritten".

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht

Der erste Aprilscherz des gerade erst auf Sendung gegangenen WDR-"Mittagsmagazins" 1965 war gelungen. Eine Herde Delfine, berichtete ein Reporter, tummele sich in den Fluten des Rheins. Dutzende Menschen strömten ans Ufer des Flusses, um einen Blick auf die Sensation zu erhaschen - vergeblich. April, April!

Zwei Jahre später wird dem WDR der Spaß von einst zum Verhängnis. Wochenlang schwimmt 1967 ein weißer Wal im Rhein umher - und niemand glaubt dem Radiosender.

Kühe, Enten und das liebe Geld

Eine Meldung auf der Website eines kanadischen Kolumnisten brachte 2002 die Landeswährung mächtig unter Druck. Finanzminister Paul Martin trete zurück, hatte Kolumnist Pierre Bourque laut "Börse Online" geschrieben. Für seine Zukunft stelle sich der Politiker ein ruhiges Landleben vor. Er wolle Kühe und Enten züchten.

Auch Nachrichtenagenturen verbreiteten die Nachricht. Wenig später gab der Urheber zu, dass es sich um einen Scherz gehandelt habe. "Es ist schließlich der 1. April", sagte Bourque. Über die starke Reaktion sei er sehr verwundert. Die Währung erholte sich nach der Schwächephase zu Wochenbeginn wieder.

Verwirrt bis wütend

Der Aprilscherz eines baden-württembergischen Lokalradiosenders hat den Machern Ärger mit der Polizei eingebracht. In der Nachrichtensendung behauptete der Moderator 2001, ab sofort seien alle alten Führerscheine ungültig. Wer ohne einen neuen EU-Führerschein erwischt werde, müsse zahlen.

Die Folgen hatte laut "Stuttgarter Nachrichten" vor allem die Polizeidirektion Heilbronn auszubaden: "Verwirrte bis wütende Bürger beschwerten sich telefonisch, blockierten dabei stundenlang die Notrufleitung und erschienen persönlich an der Pforte. Auch vor dem Landratsamt versammelten sich zahlreiche ratlose Autofahrer, weil die Behörde nach Angaben des Senders dort auch am Sonntag eine Umtauschstelle für Führerscheine eingerichtet hatte."

Der Aprilscherz führte laut Polizei zu regelrechten Verzweiflungsanrufen, schrieb das Blatt. Eine ältere Frau habe völlig aufgelöst um Hilfe gebeten: Sie habe ihren Mann ins Krankenhaus bringen müssen und besitze nun keinen gültigen Führerschein mehr. Die entnervten Beamten versuchten nach Angaben der Zeitung vergeblich, ihre überlasteten Telefonleitungen freizubekommen: Die Radiomacher hätten sich trotz dringender Bitten aus der Polizeidirektion schlicht geweigert, die Spaßmeldung aus dem Programm zu nehmen.

Über Hamburg abgestürzt

Wenig Freunde bei der Polizei machte sich im Jahr 2000 ein Hamburger Radiosender. Der Moderator hatte behauptet, die russische Raumstation sei abgestürzt und rase auf Hamburg zu. Laut "Bild"-Zeitung gingen kurz darauf Hunderte Anrufe bei Polizei und Feuerwehr ein, der Notruf brach komplett zusammen. Ein Aprilscherz sollte die Horrormeldung nach Angaben des Senders sein - am 31. März.

Stundenlang lief die Meldung nach Angaben der Zeitung über den Sender. Erst um kurz nach 10 Uhr, schreibt die Zeitung, habe der Moderator den Sachverhalt schließlich aufgeklärt.

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