
Auto fährt in Menschenmenge: Tote und Verletzte in Münster
Auto-Attacke in Münster Schwerverletzte schweben weiter in Lebensgefahr
Der Zustand der lebensgefährlich verletzten Opfer der Amokfahrt von Münster hat sich nach Angaben der Polizei über Nacht nicht verändert. Nach dem Vorfall hatte es in der Uniklinik mehrere Notoperationen gegeben. Insgesamt würden vier Schwerstverletzte behandelt, sagte eine Sprecherin am Sonntagmorgen. Die Klinik habe nach der Amokfahrt sofort alle verfügbaren Mitarbeiter informiert. 250 Ärzte und Pfleger seien in kürzester Zeit einsatzbereit gewesen, teilte das Krankenhaus mit.
Ein 48-jähriger Mann war am Samstagnachmittag mit einem silbergrauen Kleinbus in eine Menschenmenge vor dem beliebten Traditionslokal "Großer Kiepenkerl" gefahren. Zwei Menschen starben, mehr als 20 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Fahrer erschoss sich unmittelbar nach der Tat selbst, wie die Polizei mitteilte. Das Tatfahrzeug wurde am Sonntagmorgen abgeschleppt.
Noch ist das Motiv des Täters unklar. Am Sonntagmittag werden Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in Münster erwartet. Sie wollen gemeinsam mit Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) über den aktuellen Stand der Ermittlungen informieren.
Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um eine 51 Jahre alte Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen 65 Jahre alten Mann aus dem Kreis Borken, wie Staatsanwaltschaft und Polizei Münster Sonntagnacht in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilten.
Tatverdächtiger: Nicht als Extremist bekannt
Die Polizei lobte das besonnene Verhalten der Münsteraner Bürger nach der Attacke. "Die Polizei konnte die notwendigen Maßnahmen schnell und reibungslos treffen", erklärte der Einsatzleiter, Polizeidirektor Martin Fischer. "Alle haben sich vorbildlich verhalten und den Tatortbereich sehr schnell verlassen."
Seit dem frühen Sonntagmorgen können Anwohner wieder in ihre Wohnungen, allerdings in Begleitung von Polizisten. Die Absperrungen in der Altstadt wurden teils aufgehoben. Der Tatort an der Kiepenkerl-Statue unweit des Doms blieb allerdings zunächst weiter gesperrt.
"Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen handelt es sich bei dem Fahrer vermutlich um einen 48-jährigen Mann aus Münster", so Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. "Bislang liegen keine Hinweise auf einen möglichen Hintergrund für die Tat vor. Die Ermittlungen werden mit Hochdruck und in alle Richtungen geführt."
Nach SPIEGEL-Informationen war der Designer Jens R. den Behörden nicht als Extremist bekannt. Allerdings soll er psychische Probleme gehabt und bereits einen Suizidversuch unternommen haben. "Es spricht nichts dafür, dass es irgendeinen islamistischen Hintergrund gibt", erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul.

Auto fährt in Menschenmenge: Tote und Verletzte in Münster
An dem Campingbus seien den Beamten "mehrere Drähte" aufgefallen, die "zum Teil ins nicht einsehbare Fahrzeuginnere führten", heißt es in der Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Experten des Landeskriminalamts aus Düsseldorf hätten das Fahrzeug deshalb intensiv untersucht. Im Inneren fanden sie außer der Waffe, mit der sich der Fahrer selbst erschossen hatte, eine Schreckschusswaffe und rund ein Dutzend sogenannte Polenböller.
Wohnungsdurchsuchung in Münster
Ermittler durchsuchten auch die Wohnung des Mannes. Aus Sicherheitsgründen sei die Wohnungstür "mithilfe von Sprengmitteln" geöffnet worden, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Die Beamten fanden unter anderem weitere Polenböller und eine "Dekowaffe", ein unbrauchbar gemachtes Sturmgewehr vom Typ AK 47 (Hintergrundinformationen zu Polenböllern finden Sie hier).
"Wir haben zur Unterstützung Polizisten aus ganz Nordrhein-Westfalen angefordert, um alle notwendigen Maßnahmen zur Aufklärung dieser schrecklichen Tat zu ergreifen", so Polizeidirektor Martin Fischer, der den Einsatz leitet. "Allein die Tatortaufnahme wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir brauchen Zeit, die Spuren auszuwerten und die Ergebnisse der Ermittlungen zusammenzuführen."
Das Bundeskriminalamt hat im Internet ein Hinweisportal geschaltet. Unter der Adresse https://www.bka-hinweisportal.de können Videos oder Fotos, die im Zusammenhang mit der Tat stehen, hochgeladen werden.