Naturkatastrophe Erdbeben der Stärke 7,8 in China - Tote und Verletzte
Peking - Es war ein gewaltiges Beben, das die Menschen am frühen Nachmittag (Ortszeit) überraschte: Mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala war das Erdbeben selbst bis nach Peking, Shanghai und sogar ins thailändische Bangkok, in Taiwan und in Vietnam zu spüren. Das Zentrum des Erdstoßes war rund 90 Kilometer nordwestlich von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan. Alleine dort leben zehn Millionen Menschen.

Ein Polizist instruiert Menschen, die aus einem Gebäude in Shanghai evakuiert wurden. Die Erschütterungen des Erdbebens waren noch Tausende Kilometer entfernt zu spüren.
Foto: DPA"Wir haben zwei, drei Minuten lang Erdstöße gespürt", erzählt ein Büroangestellter aus Chengdu. "Alle rannten aus unserem Gebäude nach unten und bis jetzt fühlen wir noch leichte Nachbeben." Panikartig hätten die Menschen in der ganzen Stadt ihre Häuser verlassen, berichten weitere Augenzeugen. "Ich sah keine Gebäude, die eingestürzt waren, doch ich sah einen großen Riss in der Wand eines Hauses", berichtete eine Frau telefonisch. Wenig später waren die Telefonverbindungen nach Chengdu und in andere nahe gelegene Städte unterbrochen.
Jinmao-Tower evakuiert
Ein Angestellter einer Regionalzeitung in Mianyang in Sichuan berichtete, dass es mehrere Erdbeben hintereinander gegeben habe. Das US-Erdbebenzentrum in Kalifornien registrierte Nachbeben mit einer Stärke von 5,5 bis 6,0 auf der Richterskala festgestellt. Auch das Pekinger Erdbebenamt erhöhte seine Angaben über die Stärke des Bebens schrittweise von zunächst 7,6 auf 7,8 und schließlich auf 8,0 auf der Richterskala.
Denn selbst in der 1500 Kilometer entfernten Hauptstadt waren die Erdstöße zu spüren, auch hier schwankten die Gebäude für mehr als zwei Minuten. Im Pekinger Finanzdistrikt verließen viele Mitarbeiter die Gebäude, auch wenn dort keine Schäden zu erkennen waren. Tausende Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Auch in der Metropole Shanghai wurde das höchste Gebäude Chinas, der Jinmao Tower, evakuiert.
Chinas Präsident Hu Jintao hat die Rettungskräfte seines Landes angewiesen, den Opfern des schweren Erdbebens zu helfen. Es müssten "alle Anstrengungen" unternommen werden, um den Betroffenen zu helfen, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Die Behörden schickten demnach zusätzlich die Armee für Rettungsarbeiten in die betroffenen Gebiete. Nach Angaben von Xinhua war auch die angrenzende südchinesische Provinz Yunnan betroffen, wo mehrere Häuser einstürzten. Die Behörden schlossen zeitweise auch den internationalen Flughafen in Chengdu. Regierungschef Wen Jiabao will selbst in das Erdbebengebiet reisen.
Bislang wenig Tote
Wie es im Zentrum des Erdbebengebietes aussieht, ist noch unklar, bislang ist über Schäden und Opfer nichts bekannt. Das Staatsfernsehen berichtete zwar, bislang seien vier Grundschüler ums Leben gekommen. Ansonsten habe es aber in der Metropole Chengdu keine größeren Schäden gegeben. Ebenfalls nicht beschädigt wurde laut Agenturen der Drei-Schluchten-Damm - der Großstaudamm, mit dem der Jangtse aufgestaut wird. Allerdings gilt ein Erdbeben mit einer Stärke zwischen sieben und acht auf der Richterskala als schwer und kann Zerstörungen über weite Gebiete anrichten.
Auch das Zentrale Katastrophenmanagement der Uno (Global Disaster Alert and Cooperation System - GDAC) warnte vor den Folgen des Bebens. Weil es sich tagsüber ereignete, könnte es schwerwiegende Konsequenzen haben - da sich viele Menschen in ihren Autos auf den Straßen und in hohen Bürogebäuden aufgehalten hätten. "Dieses Beben wird wahrscheinlich eine hohe Zahl von Menschenleben fordern", hieß es in einer Stellungnahme auf der Webseite des GDAC.
Die Provinz Sichuan liegt im Herzen Chinas und gehört nach Informationen von Wikipedia mit 87 Millionen Einwohnern zu einer der größten Provinzen des Landes. Zwar ist Sichuan noch vorwiegend ländlich geprägt, hat alledings in Chengdu und Mianyang zwei Sonderwirtschaftszonen eingerichtet. Die Provinz gilt als vergleichsweise wohlhabend.
sam/Reuters/AP/dpa