Flugzeugunglück in Nepal Mann der Co-Pilotin starb 2006 ebenfalls bei Absturz

Nach dem Absturz eines Flugzeugs mit 72 Menschen an Bord in Nepal haben die Behörden keine Hoffnung mehr, Überlebende zu finden. Die Co-Pilotin der Maschine ereilte damit wohl das gleiche Schicksal wie das ihres Mannes.
Nepal: Rettungskräfte an einem großen Wrackteil der verunglückten Maschine

Nepal: Rettungskräfte an einem großen Wrackteil der verunglückten Maschine

Foto: Yunish Gurung / AP

Anju Khatiwada war Co-Pilotin des Yeti-Airlines-Fluges 691, der am Sonntagmorgen auf dem etwa halbstündigen Flug zwischen der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu und Pokhara kurz vor der Landung verunglückte. Nach dem Absturz des Flugzeugs mit 72 Menschen an Bord haben die Behörden in Nepal keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden.

»Wir beten für ein Wunder«, sagte ein Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Aber die Hoffnung, Überlebende zu finden, »liegt bei null«, sagte ein Behördenvertreter am Montag. Bisher hätten die Rettungskräfte 69 Leichen gefunden.

Co-Pilotin Khatiwada war laut Yeti Airlines seit 2010 bei der Fluggesellschaft – und damals in die Fußstapfen ihres Mannes getreten. »Ihr Ehemann, Dipak Pokhrel, starb 2006 bei einem Absturz eines Flugzeugs von Yeti Airlines in Jumla«, sagte ein Sprecher der Fluglinie. »Sie hat ihre Pilotenausbildung mit dem Geld finanziert, das sie nach dem Tod ihres Mannes von der Versicherung bekommen hat.«

»Sie war eine entschlossene Frau«

»Sie war eine entschlossene Frau, die für ihre Träume einstand und die Träume ihres Mannes erfüllte«, sagte ein Familienmitglied der BBC . Dem Bericht zufolge war Khatiwadas Mann beim Absturz 2006 ebenfalls als Co-Pilot an Bord.

Das Wrack der nun verunglückten Maschine liegt nahe einer 300 Meter tiefen Schlucht, wie der Koordinator der Rettungsarbeiten sagte. Die Leichen sollten nach der Identifizierung an die Angehörigen übergeben werden.

Die Blackbox sei gefunden worden, Ermittlungen zur Unfallursache dauerten an, hieß es von der nepalesischen Zivilluftfahrtbehörde. Die Maschine habe keinen Notruf abgesetzt.

An Bord waren den Angaben zufolge neben 53 Fluggästen aus Nepal auch Menschen aus Indien, Russland, Südkorea, Australien, Argentinien, Frankreich und Irland gewesen. Pokhara ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren im Himalaja, unter anderem zum Annapurna-Massiv.

In Nepal kommt es immer wieder zu Flugzeugabstürzen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sich dort viele der welthöchsten Berge befinden, darunter der Mount Everest, und sich Wetterverhältnisse schnell ändern können. Die Sicherheitsaufsicht der nepalesischen Luftfahrtbehörden ist aus Sicht der EU nicht ausreichend. Wegen Sicherheitsbedenken dürfen nepalesische Fluggesellschaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen.

Auch die Fluggesellschaft Yeti Airlines, für die die Unglücksmaschine im Einsatz war, steht wegen Sicherheitsbedenken auf einer schwarzen Liste der EU. Yeti Airlines ist Nepals zweitgrößte Fluglinie. Sie wurde 1998 von dem Unternehmer Ang Tshering Sherpa gegründet, der 2019 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Bei der nun verunglückten Maschine handelte es sich um eine ATR 72-500, ein Regionalverkehrsflugzeug für Kurzstrecken. Die zweimotorigen ATR-72-Maschinen sind auch an anderen Orten auf der Welt im Einsatz. Die Flotte der Yeti Airlines bestand nach Unternehmensangaben aus sechs Fliegern dieses Typs. Die französisch-italienische Firma Avions de Transport Régional (ATR), ein Joint Venture von Airbus und Leonardo, teilte mit, sie unterstütze die Untersuchungen zum Absturz.

wit/AFP/Reuters/dpa

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