Reaktionen auf Weinstein-Urteil "Neue Ära der Justiz"

Schuldig gesprochen: Harvey Weinstein
Foto:Kena Betancur/Getty Images/AFP
Nach dem Schuldspruch gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen haben Schauspielerinnen und Frauenrechtlerinnen das Urteil als großen Erfolg gefeiert. Damit sei eine "neue Ära der Justiz" eingeleitet worden, sagte Tina Tchen, Präsidentin der Stiftung "Time's Up", die gegen sexuelle Belästigung kämpft.
Die Stiftung veröffentlichte auch eine gemeinsame Mitteilung von 23 Frauen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwerfen, darunter prominente Schauspielerinnen wie Ashley Judd und Rosanna Arquette. Sie beklagen darin, dass Weinstein nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden sei, verweisen aber auf einen anstehenden weiteren Strafprozess gegen den Ex-Hollywood-Mogul in Los Angeles.
"Ihr habt Frauen und Mädchen einen großen Dienst erwiesen"
Ashley Judd hatte 2017 als eine der ersten Frauen die sexuellen Übergriffe von Weinstein in der "New York Times" öffentlich gemacht. "An all die Frauen, die in diesem Prozess ausgesagt haben und durch eine traumatische Hölle gegangen sind: Ihr habt Frauen und Mädchen überall einen großen Dienst erwiesen, danke", schrieb Judd auf Twitter.
"Unser Kampf ist noch lange nicht vorbei", hieß es in der Erklärung. Die Verurteilung wäre nicht möglich gewesen ohne die Aussagen der "mutigen Frauen". Das betonte auch Tarana Burke, Gründerin der #MeToo-Bewegung, in einem Statement.
"Raubtierhafter sexueller Angriff"
Weinstein war am Montag von einer Jury in einem Gericht in New York wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen worden. Dem 67-Jährigen droht nun jahrelange Haft. Im schwersten Anklagepunkt des "raubtierhaften sexuellen Angriffs" sah ihn die Jury jedoch als nicht schuldig an. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Der Journalist Ronan Farrow, dessen Berichterstattung maßgeblich zum Start der #MeToo-Bewegung beitrug, hat nach dem Urteil gegen den früheren Hollywood-Mogul den Mut der Opfer gewürdigt. "Das heutige Urteil des New Yorker Prozesses gegen Harvey Weinstein ist das Ergebnis der Entscheidung mehrerer Frauen, sich mit hohen persönlichen Risiken an Journalisten und Staatsanwälte zu wenden", schrieb Farrow bei Twitter.
Mit seinem 2017 im Magazin "New Yorker" erschienenen Artikel über die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Weinstein hatte Farrow weltweit für Aufhorchen gesorgt. Der Filmproduzent hatte versucht, die Berichterstattung zu verhindern, und sogar eine Sicherheitsfirma auf Farrow angesetzt.
In Handschellen abgeführt
Weinstein wurde nach der Urteilsverkündung in Handschellen abgeführt. Er muss bis zur Verkündung des Strafmaßes durch Richter Burke am 11. März im Gefängnis bleiben. Der Ex-Filmmogul hat die Möglichkeit, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen. Einer seiner Anwälte hatte das gegenüber der Deutschen Presse-Agentur für den Fall einer Verurteilung bereits angekündigt.
In den vergangenen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren versucht, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Muster Weinsteins offenzulegen - das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen; eines Mannes, der Frauen für Sex Karrierehilfe versprach und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr zwang.
Die Verteidigung hingegen hatte den Zeuginnen eine Mitschuld gegeben und Weinstein als Opfer dargestellt. Frauen hätten ihn über Jahrzehnte wegen seines Einflusses und Geldes ausgenutzt und seien sich ihrer Handlungen und Signale an ihn bewusst gewesen. Jeglicher Sex habe einvernehmlich stattgefunden.