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Sicherheit von Museen »Neue Dimension«

Marcus Reuter, 56, leitet das Rheinische Landesmuseum in Trier. Im Jahr 2019 versuchten dort Diebe, den wertvollen Goldschatz aus römischer Zeit zu stehlen – und scheiterten.
aus DER SPIEGEL 50/2022
Marcus Reuter

Marcus Reuter

Foto: Th. Zuehmer

SPIEGEL: Unbekannte Diebe haben Ende November im bayerischen Manching wertvolle Goldmünzen aus der Keltenzeit entwendet. Ihr Museum war vor drei Jahren Ziel einer ähnlichen Attacke. Wie blicken Sie auf den jüngsten Fall?

Reuter: Die Diebe gehen schnell, brutal und zielgerichtet vor. Sie sind auf wertvolles Edelmetall aus. Im Vergleich zum Einbruch bei uns ist anders, dass die Täter nun gezielt die elektronische Infrastruktur des Museums außer Gefecht gesetzt haben. Das ist schon eine neue Dimension.

Aus: DER SPIEGEL 50/2022

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SPIEGEL: Was bedeutet das für die Sicherheit von Museen?

Reuter: Wir sprechen derzeit mit dem Landeskriminalamt und unserer Sicherheitsfirma darüber, ob auch wir nachjustieren müssen. Die hiesige Polizei hat in Bayern nachgefragt, wie die Täter dort vorgegangen sind. Wir spielen Szenarien durch, um das Risiko zu minimieren. Nach dem gescheiterten Diebstahl 2019 hat das Land Rheinland-Pfalz über eine Million Euro investiert, um den wertvollen Trierer Goldschatz zu sichern.

SPIEGEL: Der größte Goldmünzenfund aus der römischen Kaiserzeit ist seit September wieder öffentlich zugänglich. Wie schützen Sie ihn?

Reuter: Das kann und werde ich nicht erläutern. Auch eine Lehre aus einem vorigen Coup: In Dresden hat man die Sicherheitsvorkehrungen für das Grüne Gewölbe recht offen kommuniziert, um Diebe abzuschrecken. Dennoch wurden die einzigartigen Juwelen gestohlen. Abstrakt gesprochen setzen wir auf eine Kombination aus mechanischen und elektronischen Maßnahmen.

SPIEGEL: Was hat in Trier die Täter daran gehindert, die Goldmünzen mitzunehmen? Sie waren schließlich schon im Gebäude.

Reuter: Das Sicherheitsglas der Vitrine, das haben wir nochmals aufgerüstet. Außerdem war die Polizei so schnell da, dass die Täter ihre Werkzeuge mit DNA-Spuren zurücklassen mussten. Darum geht es ja im Kampf gegen Profis: Sie so lange mit mechanischen Hürden aufzuhalten, bis die Polizei da ist.

SPIEGEL: Was wissen Sie über die Täter?

Reuter: Im Trierer Fall wurde ein Mann aus den Niederlanden verurteilt, mögliche Komplizen hat er nicht preisgegeben. Ich fürchte, dass es mitt­lerweile verschiedene Gruppen mit dem entsprechenden Know-how gibt. Denen traue ich fast alles zu. Darum dürfen sich Museen nicht ausruhen, sondern müssen immer wieder überlegen, wo Schwachstellen sein könnten.

fri
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