Neue Nationalhymne Österreicher sollen auch von Töchtern singen

Jahrzehntelang stritten Österreichs Parteien über die Nationalhymne, nun haben sie sich geeinigt: Künftig sollen nicht nur die "großen Söhne" sondern auch die "großen Töchter" der Heimat gelobpreist werden. Vor kurzem war der Vorstoß einer Politikerin noch von männlichen Kollegen sabotiert worden.

Wien - Die Österreicher sollen in ihrer Nationalhymne auch die Frauen des Landes besingen. Nach jahrzehntelanger Debatte einigte sich die Mehrheit der Parteien am Mittwoch, die von Paula Preradovic gedichtete Bundeshymne im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit abzuändern.

"Heimat bist du großer Söhne, Volk, begnadet für das Schöne", tönte es bisher bei allen großen Anlässen im Alpenland. Nun sollen auch die Töchter mit in den Text. Die bisher favorisierte Umdichtung lautet: "Heimat großer Töchter, Söhne, Volk begnadet für das Schöne." Die Textpassage könne aber auch beispielsweise "Heimat bist du großer Töchter und großer Söhne" lauten, sagte Dorothea Schittenhelm, Frauensprecherin der ÖVP. Die Änderung soll im Herbst im Parlament beschlossen werden und Anfang kommenden Jahres in Kraft treten.

Bisher hatten vor allem konservative und rechtspopulistische männliche Politiker die Änderung verhindert. Ende vergangener Woche eskalierte dann der Geschlechterkampf im Nationalrat (Bundesparlament): Mit einem Geheimantrag wollte die ehemalige Frauenministerin Maria Rauch-Kallat von der konservativen ÖVP gemeinsam mit allen Parlamentarierinnen der sozialdemokratischen SPÖ und den Grünen endlich Fakten schaffen.

Doch der Plan sickerte durch - und die ÖVP-Männer schickten so viele Abgeordnete mit Endlosreden ans Pult, dass für Rauch-Kallat keine Zeit mehr blieb. Die hochrangigen ÖVP-Herren schwiegen in der danach entrüstet geführten öffentlichen Debatte, am Dienstagabend stellte sich Parteichef und Vizekanzler Michael Spindelegger dann auf die Seite der Damen: Wenn die Änderung ein Zeichen der Wertschätzung der Frauen und ihrer Leistungen sei, dann sei er dafür, sagte er im ORF.

Am Mittwoch verkündeten die Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ und Grünen die Einigung. Einzig die rechte FPÖ bezeichnete die Debatte am Mittwoch als "Gender-Klamauk" und lehnte eine Änderung ab.

Im vergangenen Jahr hatte bereits die österreichische Pop-Sängerin Christina Stürmer mit einer geschlechtergerechten Rock-Version der Hymne für Aufregung gesorgt. Sie musste sich vor Gericht verantworten, die Erben von Paula Preradovic sahen in der Version eine Urheberrechtsverletzung. Die Richter sahen das anders, Stürmer gewann den Prozess.

bim/dpa

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