Vulkanausbruch in Neuseeland Überlebende und Opferangehörige wollen Kreuzfahrtanbieter verklagen

"Te Puia o Whakaari" heißt der Vulkan auf White Island in der Sprache der Maori
Foto: George Novak/ New Zealand Herald/ AP/ DPAÜberlebende und Angehörige der Opfer des Vulkanausbruchs auf der neuseeländischen Insel White Island wollen das Kreuzfahrtunternehmen Royal Caribbean wegen Fahrlässigkeit verklagen. Das Unternehmen habe die Reiseteilnehmer nicht ausreichend über das Ausbruchsrisiko aufgeklärt, sagte Opferanwältin Rita Yousef.
Bei dem Vulkanausbruch im Dezember vergangenen Jahres waren 21 Menschen ums Leben gekommen, viele weitere erlitten schwere Verbrennungen. Ihre Anwaltskanzlei Stacks Goudkamp in Sydney bereite nun im Namen von Überlebenden und Angehörigen der Opfer eine Klage gegen Royal Caribbean vor, sagte Yousef. Demnach werfen ihre Mandanten dem Kreuzfahrtunternehmen Fahrlässigkeit, Vertragsbruch und Verstöße gegen das australische Verbraucherschutzgesetz vor.
Die meisten der knapp 50 Touristen, die zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs auf White Island waren, waren Australier. Viele von ihnen waren Passagiere des Kreuzfahrtschiffs "Ovation of the Seas".
"Warum wurden sie nicht abgesagt?"
Die neuseeländischen Behörden hatten das Ausbruchsrisiko für White Island Mitte November auf die Stufe zwei hochgesetzt. Die Skala geht bis maximal fünf. Es gebe "absolut keine Hinweise" darauf, dass Royal Caribbean das erhöhte Ausbruchsrisiko beachtet habe, sagte Yousef.
"Das Mindeste wäre gewesen, die Reiseteilnehmer über das Risiko zu informieren und sie entscheiden zu lassen, ob sie dieses Risiko eingehen wollen", sagte Yousef. Man könne jedoch auch fragen, "warum diese Touren überhaupt angeboten wurden, wenn es so ein hohes Risiko gab. Warum wurden sie nicht abgesagt?", sagte Yousef weiter.
Das Kreuzfahrtunternehmen hatte die Fahrt nach White Island als "unvergessliche geführte Tour zu Neuseelands aktivstem Vulkan" beworben. Royal Caribbean erklärte Medienberichten zufolge, seit dem Unglück habe das Unternehmen sich "auf die Versorgung und Unterstützung der Passagiere, ihrer Familien und der Besatzung, die von diesem Ereignis betroffen waren, konzentriert". Das Unglück sei Gegenstand von zwei getrennten Untersuchungen, zu denen man zum jetzigen Zeitpunkt keine Einzelheiten mitteilen könne.
Untersuchung der Unglücksumstände läuft
In Neuseeland kommt bei derartigen Unglücken ein staatliches Entschädigungsprogramm zum Tragen, über das Neuseeländer und Touristen verschuldensunabhängig finanziell entschädigt werden.
Yousef sagte jedoch, dass die Kosten und Verluste ihrer Mandanten diese Zahlungen bei Weitem überstiegen. So seien unter den Überlebenden Menschen, die durch den Vulkanausbruch "schwere und unvorstellbare Behinderungen" davongetragen hätten. Viele Ärzte hätten "noch nie in ihrem Leben" solche Verbrennungen gesehen.
Nach dem Vulkanausbruch hatte die Regierung in Wellington eine Untersuchung der Unglücksumstände eingeleitet. Ermittlungsergebnisse werden frühestens Ende des Jahres erwartet.