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New Yorker U-Bahn Blindenhund versucht, Herrchen aus Gleisbett zu retten

Ziemlich unzertrennliche Freunde: In der New Yorker U-Bahn wurde dem blinden Cecil Williams plötzlich schwummerig. Er verlor das Bewusstsein und stürzte auf die Gleise. Sein Hund sprang trotz des herannahenden Zuges hinterher.

New York - Cecil Williams aus Brooklyn war auf dem Weg zum Zahnarzt, als das Unglück geschah. Der blinde Mann war mit seinem Führhund Orlando unterwegs. An diesem Dienstag warteten beide auf einem Bahnsteig in Manhattan auf die U-Bahn, da begann Williams zu taumeln.

Der schwarze Labrador begann, wild zu bellen, versuchte, sein Herrchen vor einem Sturz zu bewahren. Doch der 61-Jährige verlor das Bewusstsein und stürzte auf die Gleise. In der Ferne ließ sich bereits ein Zug erkennen. Was dann geschah, ist vermutlich der Grund, warum der Hund nach wie vor als bester Freund des Menschen gilt. Orlando sprang hinterher, zog und zerrte an dem bewusstlosen Williams, versuchte, ihn von den Gleisen zu schleppen. Doch er schaffte es nicht.

Augenzeugen berichteten der "New York Post", der Blindenhund habe Williams Gesicht geleckt, um ihn aufzuwecken. Er habe die Seite seines Herrchens nicht einmal verlassen, als sich die Bahn näherte. Die Zeugen alarmierten den Lokführer, zu spät. Als die U-Bahn einfuhr, lagen Williams und Orlando immer noch im Gleisbett.

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Besitzer von Blindenhund: "Er rettet mein Leben eigentlich täglich"

Foto: John Minchillo/ AP/dpa

Die U-Bahn fuhr ein. Wie durch ein Wunder lagen beide so, dass der Zug sie nicht erfasste, beide blieben nahezu unverletzt. Williams ist überzeugt, dass er das Orlando zu verdanken hat. "Der Hund hat mein Leben gerettet", sagt er 24 Stunden später im Krankenhaus. Als er wieder zu sich kam, habe er gehört, wie jemand ihm befahl, still liegen zu bleiben. Rettungskräfte hievten ihn auf eine Trage und brachten ihn ins Krankenhaus. Sie kümmerten sich auch um den Hund.

"Ich bin überwältigt"

Bis seine Kopfwunde geheilt ist und er sich erholt hat, liegt er nun im Krankenhaus. Noch immer verlässt Orlando die Seite seines Herrchens nicht. "Ich bin wirklich überwältigt", sagt Williams. "Ich habe das Gefühl, dass Gott etwas mit mir vorhat. Sie haben mich dieses Mal verschont. Ich bin aus einem Grund hier." Warum er ohnmächtig wurde, kann er sich nicht genau erklären. Er vermutet, dass es an den Medikamenten liegt, die er nimmt.

Für seinen Hund überlegt er sich jetzt eine besondere Belohnung. Bis dahin sei ihm viel Ohrenkraulen sicher. "Er führt mich durch die Gegend und rettet mein Leben eigentlich täglich", sagt Williams. Doch das unzertrennliche Duo könnte bald verschiedene Wege gehen.

Elf Jahre ist Orlando fast alt. Ein stolzes Alter, bald kann er nicht mehr als Blindenhund eingesetzt werden. Die Krankenkasse wird Williams dann kein Geld mehr für Orlando überweisen. Er selbst kann sich ein Haustier nicht leisten. Er wird nun bald ein neues Zuhause für seinen treuen Freund suchen müssen. Wenn er das Geld hätte, sagt Williams, "würde ich ihn natürlich behalten".

gam/AP
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