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Gestorben Nick Bollettieri, 91

aus DER SPIEGEL 50/2022
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imago sportfotodienst / Pressefoto Baumann / IMAGO

Er nannte sich »Michelangelo des Tennis«, dabei hatte er selbst es nie zum Profispieler geschafft. Stattdessen formte der Autodidakt mit der ledernen Haut und der Sonnenbrille über Jahrzehnte als Trainer die Weltelite: Venus und Serena Williams hörten auf den Rat des US-Amerikaners, Boris Becker, Jim Courier, Martina Hingis. Zehn seiner Schützlinge erklom­men im Laufe ihrer Karriere die Spitze der Weltrangliste.

Die Methoden, mit denen der ehemalige Fallschirmjäger die Talente zu Höchstleistungen animierte, waren berüchtigt wie umstritten; auf seiner Akademie in Bradenton, Florida, herrschten Drill und Härte, sein früherer Schüler Andre Agassi bezeichnete die Anlage einst als »besseres Gefangenenlager«. Dennoch schickten Tausende Eltern ihre Kinder zu Nicholas James »Nick« Bollettieri, in der Hoffnung, er möge Stars aus ihnen machen. In den Fünfzigerjahren hatte der Sohn italienischer Einwanderer seine ersten Trainerstunden gegeben, um sich ein Jurastudium in Miami zu finanzieren, 30 Minuten für 1,50 Dollar. Nach kurzer Zeit brach er das Studium ab, arbeitete als Trainer in einem Hotel, gründete 1966 eine erste Tennisakademie.

2014, als er in die »International Tennis Hall of Fame« aufgenommen wurde, kostete eine Privateinheit bei dem »Genie« (Becker) 900 Dollar. »Gewinnen zu wollen ist eine Kraft, die immer in mir war«, sagte Bollettieri 1993 dem SPIEGEL. Er wünsche anderen aber »nicht unbedingt« diese Mentalität, da »man nie zur Ruhe kommt«. Nick Bollettieri starb am 4. Dezember in Bradenton, Florida. TNE

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