Nick Cave Bisschen stumpf

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Dass Künstler ihr eigenes Klischee werden, soll ja vorkommen. Vielleicht rührt die heftige Reaktion des australischen Sängers Nick Cave, 65, auf einen Songtext, den die künstliche Intelligenz ChatGPT im »Stil von Nick Cave« geschrieben hat, ja auch daher. Ein Fan namens Mark hatte den Wunsch nach einem Cave-Song in die Software eingegeben und einen Text bekommen, der voll biblischer Metaphern ist. Refrain: »I am the sinner, I am the saint / I am the darkness, I am the light / I am the hunter, I am the prey / I am the devil, I am the savior.« Ein bisschen stumpf vielleicht, aber den bekannten Themen aus Cave-Songs nicht fremd. Das sei eine Farce, schrieb Cave in seinem Newsletter. »Einen guten Song zu schreiben ist keine Nachahmung, kein Replikat, kein Pastiche, es ist das Gegenteil. Es ist ein Akt des Selbstmords, der alles zerstört, was man in der Vergangenheit zu schaffen versucht hat. Es sind die gefährlichen, herzzerreißenden Abweichungen, die den Künstler über die Grenzen dessen hinauskatapultieren, was er oder sie als ihr bekanntes Selbst anerkennt.« In Anbetracht der Tatsache, dass ChatGPT mit riesigen Textmengen gefüttert worden ist, um aus diesen die wahrscheinlichste Wortfolge zu errechnen, wird das Programm wohl auch diese Sätze aufnehmen – und sich seinen eigenen Reim darauf machen. Echte Nick-Cave-Songs wird das absehbar kaum ergeben. Eher ein Klischee.