So merkwürdig feiern die Niederländer Nikolaus

Dieser Beitrag wurde am 05.12.2015 auf bento.de veröffentlicht.
Die Niederländer sind ein spezielles Völkchen. In der Weihnachtszeit beweisen sie das durch das Sinterklaasfeest: Statt Weihnachten wird in den Niederlanden Nikolaus groß gefeiert, und zwar am Vorabend seines Todestages. Was die Niederländer dafür auffahren, ist wirklich seltsam.

Sinterklaas – liebevoll Sint genannt – kommt nicht mit dem Schlitten vom Nordpol, sondern mit einem Dampfschiff aus Spanien angefahren. Am Wochenende, das ist praktisch, weil dann alle frei haben. Mit dem Dampfschiff, das ist vor allem merkwürdig, und so richtig erklären, warum das so ist, kann niemand. Den Rest des Jahres lebt Sint in Spanien. Warum Spanien? Das weiß auch keiner so recht.

Im Gegensatz zum Weihnachtsmann hat Sinterklaas außerdem immer eine Helfertruppe dabei. Die zwarte Pieten (schwarzen Peter) können so ziemlich alles, aber immer nur in einem Bereich. Jeder hat seine Aufgabe: Ballonen-Piet kennt sich mit Ballons aus, Cadeautjes-Piet ist für die Geschenke zuständig, Stoomboot-Piet kümmert sich um’s Schiff.

Drei Wochen vor dem eigentlichen Fest ist also Begrüßungsfeier, jedes Jahr in einer anderen Stadt. Beim "Intocht", der Hafeneinfahrt des Nikolausschiffs, sind so ziemlich alle niederländischen Kinder im Hafen versammelt. Der heilige Nikolaus reitet dann auf seinem Pferd "Amerigo" in einer Parade rund durch die Stadt, die Pieten verteilen Mandarinen und Süßigkeiten, es ist eine Riesenparty – gern mal so vier bis fünf Stunden lang.
Bis es dann soweit ist und tatsächlich Sinterklaas gefeiert wird, vertreiben sich Sint und die Pieten ihre Zeit im Pietenhuis. Das ist ein geheimer Ort, von dem man nur abends manchmal kurz etwas erfährt, wenn das Sinterklaasjournaal im Fernsehen läuft: Eine Nachrichtensendung für Kinder, die alles über Sinterklaas behandelt. Zum Beispiel Fragen wie: "Wie bekomme ich meine Geschenke, wenn mein Haus keinen Schornstein hat?"
Im Sinterklaasjournaal gibt es jedes Jahr einen riesengroßen Coup, bei dessen Lösung dann alle Kinder mithelfen müssen. Ein Beispiel: Ballonnenpiet hat alle Ballons losgelassen, die sind natürlich weggeflogen. Ohne Ballons kein gelungenes Sinterklaasfeest, das ist klar. Also sammeln die Kinder die Ballons wieder ein, von denen natürlich einige in ihre Klassenzimmer geflogen sind (die Grundschule beginnt in den Niederlanden mit dem vierten Lebensjahr), und schicken sie zurück an Sint. Am Ende geht natürlich immer alles gut.
Ein wenig traditionell ist das Sinterklaasfeest aber auch: Am 5. Dezember gibt es wie in Deutschland die klassische Familienfeier mit Essen, Geschenken, Liedern und Gedichten. In Familien, in denen kein Kind mehr an Sinterklaas glaubt (Spoiler, den gibt's nicht wirklich), schreiben sich die Familienmitglieder gegenseitig Briefe – diese kommen natürlich immer von "Sint".

Eins noch: Die Sache mit den Blackfaces.
Jedes Jahr bilden nationale und internationale Medien die gleiche Diskussion ab: Ist es rassistisch, dass die Gesichter der zwarte Pieten schwarz angemalt sind – sollte man sie dieses Jahr nicht vielleicht ohne Schminke auftreten lassen oder mit bunter Bemalung? Niederländische Kinder lassen sich davon nicht beeindrucken. "Warum sind zwarte Pieten schwarz?" - darauf antwortet ein niederländisches Kind: "Weil sie vom Ruß der Schornsteine so schmutzig sind." Weißte Bescheid.
Korrektur 5.12.: In einer früheren Version dieses Artikels schrieben wir, dass Sinterklaas am Vorabend seines Geburtstages gefeiert wird. Das ist nicht richtig, es ist der Vorabend seines Todestages. Wir haben das korrigiert – Entschuldigung.