Kritik an Spenden für Notre-Dame "Es ist reine Philanthropie"

Warum werden in kurzer Zeit riesige Summen für Notre-Dame gespendet, während Geld gegen Armutsbekämpfung nur spärlich fließt? Ein Beauftragter der Regierung nimmt Großspender gegen Kritik in Schutz.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht mit dem Kulturgut-Beauftragten Stéphane Bern

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht mit dem Kulturgut-Beauftragten Stéphane Bern

Foto: Jean-Claude Coutausse / AFP

In der Kontroverse über hohe Spendensummen für den Wiederaufbau von Notre-Dame hat sich Frankreichs Regierung zu Wort gemeldet. Der Beauftragte für Kulturgüter rief zu mehr Gelassenheit auf: "Man kann nicht schockiert sein von der Tatsache, dass Menschen das Gefühl haben, Notre-Dame de Paris sei so etwas wie die Seele Frankreichs", sagte Stéphane Bern dem Sender Franceinfo. Mehr als eine Milliarde Euro sind für den Wideraufbau bislang gespendet worden.

"Ich würde mir wünschen, dass man zwei Milliarden gibt, damit niemand mehr auf der Straße schlafen muss", sagte Bern. Gleichzeitig müsse man aber bedenken, dass Spenden eine freiwillige Angelegenheit sind.

Bern reagierte damit auf die vielfach geäußerte Kritik, in Frankreich seien innerhalb kürzester Zeit immense Beträge für die am Montag schwer beschädigte Kathedrale zusammengekommen, während Hilfsprojekte um jeden Euro kämpfen müssten.

Milliardärsfamilien wird zudem vorgeworfen, durch abzugsfähige Spenden Steuerersparnisse zu erzielen. Bern wies dagegen darauf hin, dass nicht ein einziger Großspender für Notre-Dame nach einem Spendenbeleg gefragt habe. Vielmehr sei der Ursprung der Spendenbereitschaft "reine Philanthropie. Sie sind bewegt, von dem, was sie sehen", sagte der Regierungsbeauftragte.

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Notre-Dame: Geld, Neid, Streit

Foto: Gigarama.ru/ dpa

Bern sprach sich dafür aus, Notre-Dame originalgetreu wiederaufzubauen. "Lasst uns ein wenig Demut vor der Vergangenheit und unserer Geschichte haben", sagte Bern.

fok/AFP
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