Dieser Beitrag wurde am 19.06.2016 auf bento.de veröffentlicht.
Der hier ist gut: "Als er mich aus seinem geleasten BMW anhupte und laut 'Yo Baby‘ brüllte, fühlte ich mich sofort geschmeichelt und respektiert." Aber auch der hier: "I am thoroughly charmed by this complete stranger telling me to smile!"
Sätze wie diese, die gerade von Frauen auf Twitter unter dem Hashtag "NoWomanEver" gepostet werden, hat fast jede Frau schon mal so oder so ähnlich gehört.
Als Kompliment oder nett gemeinte Aufforderung getarnt, sind sie nicht selten dafür gemacht, zu provozieren. Klare Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten, innerhalb derer es den Frauen übel genommen wird, wenn sie sich über sexistische Aussagen aufregen.
"War doch nur ein Witz!", wird einer plumpen Anmache schon fast automatisch hinterhergeworfen, um diese Unterstellung zu vermeiden. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
Die Tweets sollen vor allem eines verdeutlichen: Dass Übergriffe – seien sie verbaler oder physischer Art – nicht erwünscht sind. Niemals.
Schließlich hat noch nie eine Frau darum gebeten, von einem Fremden auf offener Straße angefasst zu werden. Zu hören, wie sie aussieht oder auszusehen hat. Wie sie ihre Haare tragen, ihre Beine rasieren, ihre Brüste bedecken soll.
Die Aktion hat durchaus humoristische Elemente – wenngleich sie vor allem traurig macht –, und spiegelt aktuelle Trends in der virtuellen Beziehungsanbahnung wider.
Auch diese Aktion scheint wohl in den seltensten Fällen erwünscht zu sein.
Aussagen und Handlungen werden von den Frauen auf Twitter bewusst wiederholt, um zu verdeutlichen, wie problematisch sie sind. Ja, auch dann, wenn sie eigentlich schon x-mal erzählt wurden: Alltagssexismus ist nach wie vor kultureller Bestandteil unserer Gesellschaft.
Sexuelle Gewalt ist nicht auf körperliche Übergriffe beschränkt, ganz oft beginnt sie im Kleinen. Deshalb sind Aktionen wie #MaybeheDoesntHitYou, #aufschrei und eben auch #NoWomanEver so wichtig: Um klarzumachen, dass Alltagssexismus kein Kavaliersdelikt ist, nicht lustig gemeint und schon gar nicht zu verharmlosen ist.