

Kein Name, kein Datum, nur eine Nummer steht auf dem Kreuz. Wenige Eingeweihte wissen, dass es die Grabstätte von Erich Priebke ist. Der Chefredakteur der römischen Tageszeitung "La Repubblica", Ezio Mauro, hat das Grab nach eigenen Angaben ausfindig gemacht: auf einem alten Gefängnisfriedhof. Seit 20, womöglich 30 Jahren, so schreibt er in der Donnerstagsausgabe, sei dort niemand mehr beerdigt worden. Nur ein Grab sei frisch ausgehoben, in großer Eile offenbar. Das von Erich Priebke.
Priebke war als SS-Offizier im Frühjahr 1944 maßgeblich an der Ermordung von 335 Menschen in den Ardeatinischen Höhlen am Rande Roms beteiligt. 1988 wurde er als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt, die aber wegen seines hohen Alters in Hausarrest umgewandelt wurde. Am 11. Oktober starb er im Alter von 100 Jahren in Rom. Darum, wo der "Schlächter der Ardeatinischen Höhlen" beerdigt werden sollte, entzündete sich sofort heftiger Streit.
Verwahrlost sei das Gelände, von Unkraut überwuchert, die kleine Kapelle wirke "wie seit einem Jahrhundert verschlossen", die Namen auf den windschiefen Holzkreuzen seien kaum noch zu entziffern, schreibt Ezio Mauro.
Gegen eine Beisetzung in Rom gab es massive Proteste. Argentinien, wohin er nach Kriegsende geflüchtet war und wo er lange gelebt hatte, wollte seinen Leichnam ebenso wenig wie sein deutscher Geburtsort Hennigsdorf. Auch eine geplante Trauerfeier für Priebke bei der erzkonservativen Pius-Bruderschaft wurde nach heftigen Protesten abgesagt. So wurde sein Sarg auf einem Militärflughafen nicht weit von Rom zwischengelagert, bis sich die italienischen Behörden und die Familie auf einen Ort für eine geheime Beisetzung geeinigt hatten.
Wo genau sich das Grab befindet, enthüllt der "La Repubblica"-Chefredakteur freilich ebenso wenig, wie die Quellen, die ihn zum Grab führten. Mit der strikten Geheimhaltung soll verhindert werden, dass Neonazis aus dem Priebke-Grab eine Kultstätte machen können.
Priebkes Anwalt Paolo Giachini kritisierte den Bericht - vor allem die Fotos. Diese seien "aus einem Horrorfilm" genommen worden, der "verlassene Garten hat nichts mit dem Grab von Herrn Priebke zu tun", sagte Giachini.
Stattdessen forderte er ein öffentliches Grab für Priebke. Es müsse eine Lösung gefunden werden, die es "jedem ermöglichen sollte, das Grab zu besuchen". Ricardo Pacifici, der Leiter der jüdischen Gemeinde in Rom, sagte, der Verbleib vom Priebkes sterblichen Überresten solle für immer unbekannt bleiben.
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Eingang zu einem Gefängnisfriedhof, fotografiert von Ezio Mauro: Der Chefredakteur der "La Republicca" hat hier nach eigenen Angaben das Grab des NS-Kriegsverbrechers Erick Priebke entdeckt.
Schlichte Kreuze stehen auf dem Friedhof. Wo genau sich der befindet, hat Mauro nicht preisgegeben. Auf Priebkes Kreuz steht laut Mauro kein Name, kein Datum, nur eine Nummer.
Seit zwanzig, womöglich dreißig Jahren, so schreibt Mauro in "La Republicca", sei dort niemand mehr beerdigt worden. Verwahrlost sei das Gelände, von Unkraut überwuchert.
Priebke war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden. Priebke starb am 11. Oktober.
Über den Ort, an dem er beerdigt werden sollte, entbrannte ein Streit. Gegen eine Beisetzung in Rom gab es heftige Proteste. Auch Argentinien, wohin er nach Kriegsende geflüchtet war, wollte seinen Leichnam nicht.
"Priebke Henker" schrieben Demonstranten auf ein Banner. Auch eine geplante Trauerfeier für Priebke bei der erzkonservativen Pius-Bruderschaft wurde nach heftigen Protesten abgesagt.