Nürnberg
Kirche warnt vor falschem Gottesdienst durch Corona-Leugnerinnen und -Leugner
In Nürnberg wollen Menschen gegen bestehende Maßnahmen zur Viruseindämmung demonstrieren – obwohl das offiziell verboten ist. Nun versuchen sie es mit einer neuen Strategie.
Demonstrantinnen und Demonstranten gegen Corona-Maßnahmen Anfang Januar in Nürnberg
Foto: Eberlein / picture alliance / dpa / vifogra
Nach einer Absage durch die Stadt wollen Demonstrantinnen und Demonstranten in Nürnberg eine Kundgebung gegen Corona-Maßnahmen offenbar als Gottesdienst tarnen. Am kommenden Sonntag wollen sie sich vor einem Gotteshaus in der Stadt versammeln. Die Kirche warnte vor falschen Gottesdiensten und distanzierte sich von der Veranstaltung.
Auch die Stadt selbst erteilte dem Vorhaben eine deutliche Absage. Nürnbergs Oberbürgermeister, Marcus König (CSU), fand deutliche Worte. »Zur Frage, ob die Querdenker-Demo am Sonntag als Gottesdienst getarnt stattfinden kann: Die Stadt #Nürnberg weist darauf hin, dass solche Veranstaltungen als Umgehung des bestehenden Verbotes unzulässig sind und von der Polizei unterbunden werden«, schrieb der Politiker auf Twitter.
Mitte vergangener Woche hatte Nürnberg mehrere für Sonntag angemeldete Versammlungen untersagt. Demnach sei zu erwarten, dass bei den Kundgebungen Auflagen wie die Maskenpflicht und die Abstandsregeln missachtet werden. Das würde nicht nur die Gesundheit der Demonstrierenden, sondern aller gefährden.
Das Verbot begründete die Stadt mit Vorkommnissen von Anfang Januar in Nürnberg, als bereits eine ähnliche Demonstration stattgefunden hatte. Dabei war es zu zahlreichen Verstößen gegen geltende Hygienemaßnahmen gekommen – unter anderem hielten die Menschen keinen Abstand und trugen mitunter keine Masken.
Um das Verbot zu umgehen, wollen die Demonstrantinnen und Demonstranten nun ein vermeintliches Schlupfloch ausnutzen. In Bayern unterliegen Gottesdienste unter freiem Himmel keiner Beschränkung der Teilnehmerzahl. Sie gelten als triftiger Grund, um das Haus auch während einer Ausgangsbeschränkung zu verlassen.
Die Kirche distanzierte sich klar von dem Vorhaben, die Veranstaltung als Gottesdienst zu deklarieren. »Wir, die evangelische und katholische Kirche in Nürnberg, verurteilen den Missbrauch des Begriffs Gottesdienst«, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des evangelischen und des katholischen Stadtdekans.
Auf Facebook schrieb das Evangelisch-Lutherische Dekanat Nürnberg, dass Corona-Leugnerinnen und -Leugner das »Etikett Gottesdienst« für sich nutzen wollten. »Bitte nicht hingehen und unterstützen! Wir haben als Kirche(n) in Nürnberg nichts damit zu tun!«, hieß es weiter. Dazu postete das Dekanat mehrere wütende Smileys.
In den Kommentaren zu dem Post bedankten sich Menschen für die Aufklärung. »Dass der Glaube so missbraucht wird, ist unerträglich. Christ sein und so unsolidarisch handeln, geht nicht zusammen«, schrieb eine Nutzerin.
lmd
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Demonstrantinnen und Demonstranten gegen Corona-Maßnahmen Anfang Januar in Nürnberg