Niedersachsen Arzt nach Drohungen von Impfgegnern unter Polizeischutz

Ein Arzt aus Niedersachsen wollte seine Mitarbeiter schützen und deswegen keine Impfgegner in seiner Praxis behandeln. Nach heftigen Anfeindungen steht er jetzt unter Polizeischutz.
Coronaimpfung beim Hausarzt: Bürgerpflicht oder ganz eigene Entscheidung?

Coronaimpfung beim Hausarzt: Bürgerpflicht oder ganz eigene Entscheidung?

Foto: Peter Kneffel / dpa

Ein Hausarzt, der Corona-Impfgegner nicht in seiner Praxis behandeln will, muss nach Hassnachrichten und Drohungen von der Polizei geschützt werden. »Wir nehmen die Bedrohung ernst, sodass wir zum Schutz des Arztes und seines Teams Maßnahmen eingeleitet haben«, sagte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Osnabrück am Mittwoch.

Den Angaben zufolge hatten den Arzt aus dem niedersächsischen Wallenhorst eine Vielzahl von Nachrichten von strafrechtlicher Relevanz erreicht – unter anderem Beleidigungen und Drohungen. Gegen die Verfasser der Nachrichten seien von Amts wegen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. »Wir warnen ausdrücklich davor, sich dieser Form der Hasskriminalität anzuschließen. Das ist keine Form der Meinungsfreiheit«, sagte die Sprecherin.

»Das ist kriminell«

Die Vorgeschichte: Eine Frau hatte dem 37-jährigen Mediziner vorgeworfen, er habe ihr ein Rezept verweigert, weil er prinzipiell keine Ungeimpften behandle. Der Arzt dementierte dies gegenüber verschiedenen Medien. Dem Norddeutschen Rundfunk in Niedersachsen sagte der Mann, die Entscheidung sei im Team gefallen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Die Ärztekammer in Niedersachsen (ÄKN) will den Fall überprüfen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) stellt sich laut NDR hinter den Hausarzt. Der Hass gegen ihn transportiere im Kern faschistoides Gedankengut, so der DGB. Auch die Kassenärztliche Vereinigung steht dem Hausarzt zur Seite: »Ich bin bestürzt, dass dem Kollegen in Wallenhorst Polizeischutz gegeben worden ist aufgrund von Morddrohungen oder Bedrohungen und Beschimpfungen seiner Mitarbeiter«, sagte der Osnabrücker Bezirksvorstand Uwe Lankenfeld. »Das ist kriminell.«

ala/dpa
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