Ein neues Gesetz in Pakistan soll dazu führen, dass Sexualstraftäter härter bestraft werden. Rechtsexperten und Aktivisten kritisieren es als unzulänglich und fordern eine Reform des Justizsystems.
In Pakistan sollen Sexualstraftäter in Zukunft härter bestraft werden. Ein neues Gesetz sieht unter anderem in besonders schweren Fällen von Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch die chemische Kastration der Angreifer oder die Todesstrafe vor. Die von Präsident Arif Alvi unterzeichnete Neuregelung muss nun in den kommenden vier Monaten vom Parlament gebilligt werden.
Rechtsexperten und Aktivisten kritisierten das Gesetz als unzulänglich. Allein die Bestrafung der Täter reiche nicht aus, auch das Justizsystem müsse reformiert werden.
Die Neuregelung wird als Reaktion auf mehrere Sexualverbrechen gesehen, die in dem südasiatischen Land zu Unruhe und Empörung in der Bevölkerung geführt hatten. Im September hatte die Vergewaltigung einer Frau auf einer Schnellstraße in der Nähe der östlichen Stadt Lahore landesweit Proteste ausgelöst. Sie war aus ihrem Auto gezerrt und vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt und ausgeraubt worden. Die mutmaßlichen Täter wurden gefasst. Besonders empört hatten damals Aussagen eines Polizeichefs, der die Frau für die Gewalttat mitverantwortlich machte.
Das Gesetz sieht auch schnellere Gerichtsprozesse und eine Sexualstraftäter-Datenbank vor. Es sei aber eine zu simple Lösung für ein hochkomplexes Problem, bemängelte der Jurist Rizwan Khan. Ein Sprecher der Menschenrechtskommission kritisierte die Initiative als Augenwischerei. Die chemische Kastration – bei der Medikamente den Sexualtrieb hemmen – werde nichts bringen, solange es weiter außergerichtliche Einigungen mit Sexualstraftätern gebe. Auch die Einschüchterung von Opfern müsse bekämpft werden.
Die Juristin Reema Omer aus Lahore erklärt, indem Kastration angedroht werde, würde Vergewaltigung auf ein Sexualverbrechen reduziert, dabei sei immer auch Macht im Spiel.
Bislang werden Täter in Pakistan nach Angaben der Menschenrechtskommission wegen schwacher Gesetze und komplizierter Strafverfahren nur selten bestraft. Frauen zeigten Vergewaltigungen zudem oft nicht an, um sich in der konservativ geprägten Gesellschaft keinen Verurteilungen auszusetzen. Laut Regierungsangaben werden gerade mal fünf Prozent der Sexualdelikte aufgeklärt.