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Papst Franziskus: Füßewaschen in Gefängniskapelle

Foto: AP/DPA/OSSERVATORE ROMANO

Papst Franziskus Frauen-Fußwaschung verärgert konservative Katholiken

Es war ein Bruch mit dem Kirchenrecht: Papst Franziskus feierte die Abendmahlmesse in einem Jugendgefängnis bei Rom - und wusch zwei Frauen die Füße. Die Liturgie sieht vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden dürfen. Nun muss der Vatikan die konservativen Kritiker beschwichtigen.

Rom - Papst Franziskus hat offenbar den konservativen Flügel der katholischen Kirche verärgert. Am Gründonnerstagabend feierte er in der Kapelle des römischen Jugendgefängnis Casal del Marmo die Abendmahlmesse. Er wusch zwölf Häftlingen die Füße. Der Tabubruch: Unter ihnen waren auch zwei Frauen. Die Liturgie für Ostern sieht jedoch ausdrücklich vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden dürfen.

"Er setzt ein fragwürdiges Beispiel", schrieb Edward Peters, ein Berater des Vatikans über das Kirchenrecht, auf seinem Blog . "Es ist eine Frage mit Auswirkungen weit über die Fußwaschung hinaus", warnte Peters. Im Grunde sende der Papst damit das Signal: "Warum sich um eine notwendige aber schwierige Reform eines Gesetzes bemühen, wenn man dieses einfacher ignorieren kann?"

Viele Liberale hatten die Geste des Papstes begrüßt, schien es doch ein Zeichen, dass Papst Franziskus die katholische Kirche öffnen wolle. In seiner Bewerbungsrede hatte der schonungslos den Zustand der katholischen Kirche analysiert. Ein Beobachter wertete die Rede als Abrechnung mit seinem Vorgänger Benedikt XVI.

Ein konservativer Kommentator aus Großbritannien, Chris Gillibrand, schrieb laut der britischen "Times": "Man kann besorgt sein, dass er bereit sein könnte, Frauen in den Priesterstand zu erheben." Genau das lehnte Franziskus aber bisher immer ab.

Auch eines der meistgelesenen Blogs der katholischen Traditionalisten, "Rorate Caeli", reagierte darauf, dass Franziskus Frauen die Füße wusch. Damit setze der Papst einem acht Jahre lang währenden Projekt seines Vorgängers ein Ende: Benedikt XVI. hätte versucht, die seines Erachtens verpfuschten Reformen zur Modernisierung der Kirche zu korrigieren, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil interpretiert hatte. Dies sei das "offizielle Ende der Reform der Reform", empörte sich das Blog.

Beschwichtigend machte Frederico Lombardi, Sprecher des Vatikans, nun klar, der Papst habe keinesfalls das Kirchenrecht brechen wollen. Es habe sich lediglich um eine Ausnahme gehandelt.

"Es war eine besondere Situation, in der ein Ausschluss der Mädchen inopportun gewesen wäre, für das einfache Ziel, eine Botschaft der Liebe an eine Gruppe zu senden, die sicherlich keine ausgewiesenen Kenner liturgischer Regeln beinhaltete", schrieb Lombardi per Email der Nachrichtenagentur AP.

Am Freitagabend verfolgte Papst Franziskus mit Tausenden Gläubigen am Kolosseum in Rom den traditionellen Kreuzweg. Die Ängste und die Hoffnungen des Nahen Ostens stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt der Zeremonie, mit der Christen in der Karwoche die 14 Stationen des Leidens und Sterbens Jesu nachzeichnen. Der Papst nimmt betend an der von Sammlung und Reflexion geprägten Feier teil. Es ist seine erste Kreuzweg-Zeremonie als Kirchenoberhaupt.

Mit Material von AP und dpa
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