

Der Besuch in Boliviens Regierungssitz La Paz ist für Papst Franziskus mit großen Strapazen verbunden. Die Metropole liegt auf fast 4000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Hier wird das Leben schon für gesunde Menschen zur Qual, die die Höhe nicht gewohnt sind. Franziskus hat zudem nur noch einen funktionierenden Lungenflügel, weshalb ihm das Atmen in der sauerstoffarmen Umgebung noch schwerer fällt.
Doch das Kirchenoberhaupt hat sich vorbereitet: Auf seinem Flug von Ecuador nach Bolivien trank der 78-Jährige Trimate, einen Tee aus Anissamen, Kamillenblüten und Kokablättern. Das Getränk soll gegen die Höhenkrankheit und Erschöpfung helfen. Auch den mitreisenden Journalisten wurde Trimate angeboten.
Offenbar zeigte das kokahaltige Getränk die gewünschte Wirkung: Franziskus verließ eigenständig das Flugzeug auf dem Flughafen von El Alto, einer oberhalb von La Paz gelegenen Satellitenstadt.
Und Gastgeber Evo Morales schenkte dem Papst nach einer Umarmung gleich noch einen Beutel mit Kokablättern. Diesmal verzichtete das Oberhaupt der Katholiken aber zunächst auf ihren Konsum.
Kokablätter werden seit der Inka-Zeit angebaut und gekaut, besonders von indigenen Bolivianern. Koka gilt ihnen als heilige Pflanze. Ein bolivianischer Minister hatte vor der Reise behauptet, Franziskus habe vorab angekündigt, Kokablätter probieren zu wollen. Ein Vatikan-Sprecher sagte später, das werde der Pontifex spontan entscheiden.
Entlang der 15 Kilometer langen Route des Papamobils zum Regierungssitz La Paz hatten die Menschen teilweise in Zelten übernachtet, um einen guten Blick zu erhaschen. Der Tag war zum Feiertag erklärt worden, überall sangen die Menschen "Willkommen in La Paz".
Während der Fahrt ließ Franziskus seinen Konvoi stoppen. In einer Kurve der einzigen Autobahn Boliviens gedachte er des vor 35 Jahren mit 17 Schüssen ermordeten Ordensbruders Luis Espinal, wie Franziskus ein Jesuit. "San Lucho", wie Espinal in Bolivien genannt wird, war ein Vorkämpfer für Demokratie, geißelte die Verbrechen der Militärdiktaturen und klagte den Drogenhandel an. Seine Mörder wurden nie gefasst.
Lange hielt sich Franziskus aber nicht in La Paz auf. Nach wenigen Stunden reiste er aus gesundheitlichen Gründen weiter ins Tiefland nach Santa Cruz. Dort wird er eine Messe halten, zu der etwa eine Million Menschen erwartet werden. Santa Cruz liegt in verträglichen 400 Metern Höhe über dem Meeresspiegel.
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Die Strapazen sind dem Gesicht des Pontifex anzusehen: Während Boliviens Präsident Evo Morales kämpferisch die Faust erhebt, wirkt Papst Franziskus nach seiner Ankunft auf dem Flughafen El Alto sichtlich geschwächt.
Morales überreichte seinem Gast ein besonderes Geschenk: einen Beutel mit Kokablättern. Die sollen gegen die Höhenkrankheit und Erschöpfung helfen.
Wie überall wurde Franziskus auch in Bolivien am Flughafen von Kindern begrüßt.
Hunderttausende Bolivianer säumten die Straße vom Flughafen El Alto zum 15 Kilometer entfernt gelegenen Regierungssitz La Paz.
Eine Menschen hatten tagelang an der Strecke ausgeharrt - und sich die Zeit mit dem Kauen von Kokablättern verkürzt.
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