Vatikanstadt - Das Oberhaupt der katholischen Kirche stimmte sich bereits gestern beim Konzert eines russischen Militärchors auf das heutige Jubiläum ein, wie sein Sprecher Joaquin Navarro-Valls im Radio Vatikan sagte. Zudem tanzten Kosaken für den Papst. Mit zwei Messen in seiner Privatkapelle gedachte der ehemalige Bischof von Krakau dann am frühen Morgen seiner Wahl durch die Kardinäle am 16. Oktober 1978.
Auch von zahlreichen Angehörigen anderer Konfessionen gingen Glückwünsche beim Vatikan ein, wie Navarro-Valls weiter berichtete. Die Menschen hätten dem Papst vor allem für seine Erläuterungen zu menschlichen Werten und seinen Einsatz für den Frieden gedankt.
Johannes Paul habe Gott für alle 26 Jahre seines Pontifikats gedankt, sagte Navarro-Valls. Während einer neuerlichen Messe am Abend werde er sein weiteres Wirken in der Kirche in die Hände Gottes legen. Der 84-jährige Parkinson-kranke Papst hat wiederholt angekündigt, seine Arbeit nicht aufgeben zu wollen.
Italienischen Medienberichten zufolge will der Papst im nächsten Jahr zum Weltjugendtag nach Köln reisen. Außerdem plane er, trotz Krankheit und Altersschwäche zum zehnten Mal seine polnische Heimat zu besuchen. Das berichtete die römische Zeitung "Il Messaggero". Dem 84-Jährige gehe es gesundheitlich deutlich besser als vor einem Jahr.
Kommentatoren in Rom verweisen darauf, dass alle Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des Papstes derzeit verstummt seien. Johannes Paul hatte zeitweise mit deutlichem Ärger auf solche Berichte reagiert. "Christus ist auch nicht vom Kreuz gestiegen", meinte er einmal zu dem Thema.
Karol Wojtyla, damals erst 58 Jahre alt und Kardinal in Krakau, wurde am 16. Oktober 1978 völlig überraschend zum 264. Papst der Kirchengeschichte gewählt. Noch heute heißt es, einer der "Strippenzieher" der Wahl sei der junge deutsche Kardinal Joseph Ratzinger gewesen. Die Entscheidung für einen Kirchenmann aus dem Herrschaftsbereich der damaligen Sowjetunion erschien Kommentatoren damals wie ein Wagnis und eine Herausforderung Moskaus.
Seitdem unternahm der erste Slawe auf dem Stuhl Petri 104 Auslandsreisen. "Ihm jubeln mehr Menschen zu als jedem Popstar", meinte ein italienischer Journalist einmal. Historiker sind sich einig: Indem der Papst in den 80er Jahren eine schützende Hand über die polnische Oppositionsbewegung hielt, trug er nicht unerheblich zum Fall des Kommunismus bei. Einen Herzenswunsch hat der greise Kirchenführer noch heute: Er würde gerne nach Moskau reisen und sich mit der orthodoxen Kirche aussöhnen. Die Chancen dafür stehen allerdings derzeit nicht günstig.
Johannes Paul II. ist der Papst mit der drittlängsten Amtszeit. Am längsten war nach Angaben der Kirche Petrus, der erste Papst, im Amt - die Angaben schwanken zwischen 34 und 37 Jahren. An zweiter Stelle steht Pius IX. mit 31 Jahren und sieben Monaten. Er starb 1878.
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