Dieser Schweizer Fußball-Schiedsrichter outet sich als schwul und macht anderen Mut

Dieser Beitrag wurde am 11.12.2017 auf bento.de veröffentlicht.
Pascal Erlachner, 37, ist ein Vorbild. Der Schweizer Profi-Schiedsrichter hat in einem Interview zum ersten Mal über seine Homosexualität gesprochen. Er ist damit der erste prominente Sportler im Schweizer Fußball, der sein Coming-Out feiert. Erlachner hatte selbst bei der Zeitung "Blick" um das Interview gebeten.
Pascal Erlachner
- Er erklärte, dass er in der Vergangenheit noch nicht so selbstverständlich mit seiner Sexualität umgehen konnte: "Ich bin mittlerweile selbstbewusst genug. Ich kann hinstehen und sagen: Ja, ich bin schwul – na und? Ich bin reif für diesen Schritt und gespannt, was ich damit auslöse."
- Früher habe Erlachner der Mut gefehlt: "Wenn in der Garderobe jemand gesagt hat: 'Hey, du schwuler Siech!' oder 'Schau nicht so schwul!', lachte ich mit und tat so, als fände ich diese Sprüche auch cool."
Zur Person
Pascal Erlachner ist Schiedsrichter in der Super League, der höchsten Spielklasse der Schweiz. Hauptberuflich arbeitet er als Sportlehrer und wohnt mit seinem Partner in der Gemeinde Wangen.
- Erlachner weiß, dass er ein Vorreiter ist – im Fußball: "Dass es immer noch viele Menschen gibt, die darunter leiden, dass Homosexualität totgeschwiegen wird. Vor allem im Fußball. Wenn ich nur schon einem einzigen Fußballer oder Schiedsrichter mit meinen Erfahrungen helfen und Mut machen kann, hat sich mein öffentliches Bekenntnis gelohnt."
- Erlachner ist sich bewusst darüber, dass er mit heftigen Reaktionen rechnen muss: "Es wird Menschen geben, die es toll finden, dass endlich mal einer aus dem Fußballgeschäft öffentlich zu seiner Homosexualität steht", sagt er. "Aber es wird sicher auch negative Stimmen geben. Leute, die der Meinung sind, dass die Sexualität niemand anderen zu interessieren habe und in die eigenen vier Wände gehöre."
Und welche Reaktionen gab es?
Der Schweizer Dachverband Regenbogenfamilien lobt Erlachner für den Schritt:
Andere reagieren zurückhaltender– auch weil sie wissen, dass Homosexualität im Fußball immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.
So sagte der Schweizer Schiedsrichter-Chef Cyril Zimmermann: "Persönlich finde ich das Outing gut. In meiner offiziellen Position verfolge ich es aber auch kritisch, weil ich nicht weiß, ob das Fußballgeschäft dafür bereit ist. Die Reaktionen sind nicht absehbar."
In den sozialen Netzwerken waren auch homophobe Stimmen zu finden. Einige Kritik gab es an der Vermarktung des Interviews: Das Outing so groß aufzuziehen sei auch Teil des Problems – weil es der Homosexualität so die Selbstverständlichkeit nehme.