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Tigerbaby: Elsas Welt

Foto: Jens Büttner/ dpa

Verstoßenes Raubtierbaby Wer tigert denn da am Strand?

"Elsa" wurde von ihrer Mutter verstoßen. Nun wohnt das Tigerbaby in einem Haus in Lübeck, wächst unter Menschen auf - und macht ausgiebige Spaziergänge.

Im Strandhafer an der mecklenburgischen Ostseeküste ist sie kaum auszumachen: "Elsa" lässt ihre Beute nicht aus den Augen, duckt sich, schleicht sich an, dann ein Sprung. Die schwarz-orange gestreifte Katze beißt blitzschnell zu - in ein Plüschtier.

"Auch ein Tigerkind lernt beim Spielen", sagt Pflegemama Monica Farell. Sie stammt aus einer Zirkusfamilie, ist mit Raubtieren aufgewachsen und betreibt seit 2002 mit ihrem Mann Saad Rose einen Erlebnispark in Dassow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort leben 13 Tiger und fünf Löwen. Jetzt zieht das Paar das verlassene Tigerbaby "Elsa" in der eigenen Wohnung auf.

Sohn räumt Zimmer

Im Haus der Familie räumte der 22-jährige Sohn Dwayne Ende November sein Zimmer für das Tier. Der Sibirische Tiger kam Ende August in einem Wanderzirkus auf Rügen zur Welt und wurde von der Mutter verstoßen.

In einer Tierarztpraxis wurde die kleine Großkatze aufgepäppelt, bis sie durch Vermittlung des Veterinäramtes zu Monica Farell kam. "Hier im Haus wurden schon ein Löwe und ein Tiger großgezogen, die Tiere sind für uns wie Familienmitglieder", sagt Saad Rose.

Dwayne wappnet sich für das Toben mit dem 20 Kilo schweren Tier, indem er mehrere Pullover übereinander anzieht. "Wir haben ja nicht so ein dickes Fell", sagt er. Stets sei er auf der Hut. "Tiger greifen gern von hinten an", weiß er.

Saad Rose erklärt, das wilde Spiel beim Spaziergang im Garten, im Wald oder am Ostseestrand sei ein wichtiges Training für das Tigermädchen. Es teste sich aus, gehe seinem Instinkt nach. "Die Bewegung und Erfahrungen in der Umwelt machen das Tier stark und selbstbewusst, geben ihm einen stabilen Charakter."

Im März soll "Elsa" vom Kinderzimmer der Farells in den Tigerpark umziehen. Dort bekommt sie ein eigenes Gehege und Haus und als Nachbarin ein erfahrenes älteres Weibchen zur Seite. "Tiger sind zwar Einzelgänger, doch sie brauchen die Interaktion mit Artgenossen."

Flasche mit Katzenmilch

Bis dahin bekommt "Elsa" noch täglich mehrmals die Flasche mit Katzenmilch, dazu Hühnerbrust und Rinderhackfleisch mit Eigelb. "Das ist ein Fulltime-Job, wie bei einem Baby eben", sagt Monica Farell.

"Die Grenze ist erreicht, wenn sie nicht mehr an der Leine zu halten ist." Zum Spielen nimmt das Tigerkind gern auch ein knallrotes T-Shirt, das ihm sein neuer Pate, der Berliner Rapper Kontra K. ("Labyrinth") geschenkt hat, damit Elsa seinen Geruch nicht vergisst.

Sibirische oder Amur-Tiger, die größten Katzen der Erde, werden rund 200 Kilogramm schwer und über zwei Meter lang. Weltweit leben heute mehr der Tiere in Zoos als in freier Wildbahn.

sms/dpa

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