
Trockenheit in Polen: Stumme Zeugen
Extreme Dürre in Polen Das Geheimnis der Flüsse
Seit Wochen ist es heiß in Polen, so heiß, dass eine Dürre die Flüsse aussaugt. Der Pegel der Weichsel ist auf den tiefsten Stand seit Beginn der Messungen Ende des 18. Jahrhunderts gesunken. Und auch die Nebenarme führen rekordverdächtig wenig Wasser.
Was Landwirte erzürnt, freut Archäologen. Denn die Flüsse geben Geheimnisse preis, die sie seit Jahrzehnten gehütet haben. Als das Wasser schwand, entdeckten Forscher in der Bzura nahe der Stadt Kamion jüngst ein sowjetisches Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. Daneben steckten im Schlamm die Überreste der Leichen zweier Besatzungsmitglieder.
Absturz im Winter 1945
Die Fundstücke kamen in ein Museum der nahen Stadt Wyszogrod. Der Direktor sagte, Augenzeugen hätten im Januar 1945 gesehen, wie das Flugzeug im Tiefflug getroffen worden sei. Es habe die dicke Eisdecke des Flusses durchstoßen und sei gesunken. Damals kämpfte dort die Wehrmacht auf dem Rückzug gegen die sowjetischen Truppen.
Der Museumsdirektor sagte, die Schrift auf dem Steuerpult sei kyrillisch. Er werde die russische Botschaft informieren. Vielleicht könnten die Leichen nach mehr als 70 Jahren identifiziert werden. Eine Sprecherin der Botschaft sagte, man warte noch auf eine offizielle Mitteilung, halte den Fund aber für bedeutend.
In der Weichsel bei Warschau fand ein Spaziergänger Teile jüdischer Grabsteine mit hebräischen Buchstaben. "Jüdische Geschichte ist in der Weichsel begraben", sagte Jonny Daniels, Vorsitzender der jüdischen Stiftung From the Depths.
Die Reste der Grabsteine stammen offenbar vom Friedhof Brodno. Er war einst die letzte Ruhestätte für 300.000 Menschen. Nur 3000 Grabsteine aber blieben. Die restlichen wurden während des Krieges und danach entfernt. Sie dienten auch als Baumaterial, um das Ufer der Weichsel zu festigen.