
Paulo Pimenta de Castro ist Forstwissenschaftler, hier zu sehen im Parque Florestal de Monsanto, einer bewaldeten Parkanlage im Westen von Lissabon.
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPPortugals Waldbrandtrauma Die alte Furcht vor neuen Flammen
Fünf Jahre ist es her, dass in den Bergregionen Portugals verheerende Waldbrände wüteten. Sie zählten zu den schlimmsten in der Geschichte des Landes, 66 Menschen kamen damals ums Leben. Die meisten der Todesopfer starben in ihren Autos, als sie versuchten, vor der Feuerwalze zu fliehen.
Zentrum des Infernos war die Region rund um die Kleinstadt Pedrógão Grande, die rund 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon liegt. Hier haben sich Hinterbliebene zu einer Initiative zusammen geschlossen, die am Freitag der Toten gedachte.

Dina Duarte, Vorsitzende der »Pedrogao Grande Forest Fire Victims Association«, hisst die portugiesische Flagge vor dem Sitz der Hinterbliebenen-Initiative.
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFP»Die Angehörigen der Toten kämpfen immer noch mit dem Trauma«, sagt die Fotografin Patricia de Melo Moreira, die anlässlich des fünften Jahrestags der Brandkatastrophe die Menschen vor Ort begleitet und porträtiert hat. Die Bilder dokumentieren die Trauer. Sie lassen ahnen, wie die Menschen in Kummer zurückblicken. Aber sie erinnern auch daran, was in Zukunft auf uns zukommen kann.
Auf einem der Fotos ist zu sehen, wie Dina Duarte, Vorsitzende der »Pedrogao Grande Forest Fire Victims Association«, vor dem Sitz der Hinterbliebenen-Initiative die portugiesische Flagge hisst. Ein anderes Bild zeigt einen Blumenkranz aus roten und violett-weißen Blüten an einer Gedenktafel. »Gonçalo. 17.06.2017« ist darauf zu lesen.

Rote Blumen: In Gedenken an Gonçalo, gestorben am 17. Juni 2017
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFP»Viele Menschen hier machen sich Sorgen um den Zustand des Waldes«, sagt Fotografin de Melo Moreira. Und sie fürchten eine nächste Tragödie. Experten sagten, die Situation habe sich verschlechtert. »Heute gibt es ein noch viel größeres Risiko für Waldbrände als im Juni 2017«, sagte etwa der portugiesische Forstwissenschaftler Paulo Pimenta de Castro bereits im vergangenen Jahr anlässlich des vierten Jahrestags der Feuerkatastrophe von 2017.

Haus im Eukalyptuswald von Nodeirinho
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPEin Problem ist der großflächige Anbau von Eukalyptusbäumen in der Region. Diese entziehen dem Boden besonders viel Wasser, brennen schnell und sorgen für eine schnelle Ausbreitung von Flammen.

Junger Eukalyptus: Bäume als Brandbeschleuniger
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPAls Reaktion auf die Waldbrände entschied das Parlament in Lissabon noch im Sommer 2017, den Anbau der leicht entzündlichen Eukalyptusbäume künftig zu reduzieren. Umweltschützer hatten schon lange eine Waldreform in dem gerade im Sommer extrem heißen und trockenen Land gefordert.

Ruine eines Hauses in Nodeirinho
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPDie Flammen haben 2017 eine Schneise der Zerstörung hinterlassen, viele Häuser brannten ab. »Der reine Kollaps«: Mit diesen Worten beschrieb Waldexperte Paulo Pimenta de Castro den Zustand des Waldes im vergangenen Jahr.

Aufgeräumter Teil eines Eukalyptuswaldes
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFP
Gedenkzeremonie in Figueira
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFP
Feuerwehrmann Rui Miguel Rosinha wurde in den Flammen von 2017 schwer verletzt und lebt heute mit körperlichen Einschränkungen
Foto: Patricia de Melo Moreira / AFPAuch im Nachbarland Spanien ist die Lage dramatisch. Derzeit halten mehrere Waldbrände in verschiedenen Teilen des Landes die Bewohner der betroffenen Regionen in Atem. Im Nordwesten des Landes, nicht weit von der Grenze zu Portugal, vernichteten Flammen bisher rund 20.000 Hektar Wald am Gebirgszug Sierra de la Culebra. 1700 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Und auch in Frankreich steigt gerade das Risiko von Waldbränden. Die hohen Temperaturen verschlimmern die Trockenheit der Böden, die den Landwirten nach einem niederschlagsarmen Winter und Frühjahr bereits große Sorgen macht.
Große Feuer erlebt Europas Südwesten – und damit auch Portugal – seit Jahrzehnten, aber 2017 war ein besonders schlimmes Jahr. Die Wunden der Einheimischen brennen noch heute.