Freuzeit: Zu Hause Programmieren lernen

Was macht man, wenn alle Serien durchgeguckt sind? Folge 2 unserer Freizeit-Reihe
Foto: Jan Petter

Dieser Beitrag wurde am 25.03.2020 auf bento.de veröffentlicht.

Freuzeit

Wer sich selbst und seine Mitmenschen nicht gefährden möchte, geht zur Zeit nur nach draußen, wenn es sein muss. Aber was macht man eigentlich, wenn man alle Serien durchgeguckt hat? In dieser Reihe sammeln wir Tipps und Hinweise, für die Freizeitgestaltung zu Hause. Ein unterschätzter Podcast, ein DIY-Projekt, ein Spiel, eine Buchreihe? Du hast eine gute Idee? Schreib uns an fuehlen@bento.de .

Heute empfiehlt Jan: Programmieren lernen.

Worum geht es? 

Ich sitze täglich stundenlang am Computer; surfe, suche und chatte mich durch die Welt. Doch bis heute habe ich kaum Ahnung, wie man selbst neue Dinge ins Internet bringt. Woher kommt das alles? Programmieren lernen war seit Jahren ein guter Vorsatz, den ich gleich nach dem nächsten Sportkurs angehen wollte. 

Bislang hat es nie wirklich geklappt, doch das unfreiwillige Homeoffice bietet die Chance, das endlich zu ändern. Weglaufen ist jetzt keine Option mehr. 

Ich habe mir vorgenommen, in den kommenden Wochen die Programmiersprache Python etwas besser zu verstehen. Mit ihr lassen sich Dokumente in sozialen Netzwerken finden, Datenbanken sortieren oder ganz neue Apps gestalten, für die es bereits fertige Bausteine gibt. Python ist so etwas wie das Esperanto der Programmiersprachen. 

Zum Start habe ich mir jedoch zunächst einen Webdesign-Grundkurs verordnet, den ich vor Jahren bereits einmal absolviert habe. Erste, bescheidene Erfolgserlebnisse sollten so gesichert sein. Hoffe ich.

Wie funktioniert das?

Es gibt zahlreiche Internetseiten, die Programmierfähigkeiten vermitteln wollen. Das liegt auch daran, dass es sehr viele, sehr unterschiedliche Sprachen gibt. Webdesign-Projekte und SQL-Datenbanken haben ungefähr so viel miteinander zu tun wie Matchbox-Autos und Segelflugzeuge. Oder so. 

Für den Einstieg und für grundlegende Fähigkeiten gibt es zahlreiche Angebote, die kostenlos sind, und fast immer auf Englisch. Die App "Grasshopper " kommt von Google und funktioniert direkt auf dem Handy. 

Die Seite "Codecademy " ist jedoch vermutlich die bekannteste und bietet zwölf unterschiedliche Programmiersprachen an. Der Einstieg ist nach der Anmeldung kostenlos und funktioniert dank zahlreicher Beispiele und Motivationen sehr einfach. Für bereits absolvierte Kurse gibt es einen Zähler. Für jeden weiteren Tag, an dem ich lerne, eine Erinnerung mit Komplimenten.

Auch bei "Codecademy" lassen sich die Fähigkeiten auf dem Smartphone weiter trainieren. Zum wirklichen Lernen empfiehlt sich jedoch eher ein Computer oder Laptop.

Foto: Jan Petter

Die sogenannten Pro-Angebote sollen besonders viel Wissen vermitteln und auch beruflich weiterqualifizieren. Die Kurse versprechen, Kenntnisse in "Data Science", "Machine Learning" oder "Bootstrap" zu vermitteln. Was das bedeutet und was einen erwartet, wird zu Beginn der Kurse übersichtlich erklärt. Wer keine Lust mehr hat oder neugierig ist, kann jederzeit den Kurs wechseln oder einen neuen anfangen.

Wegen der Corona-Pandemie können Schüler und Studierende die Pro-Kurse derzeit kostenlos nutzen .

Das macht dir Spaß, wenn du sonst...

...gerne Dinge in Ordnung bringst und früher heimlich komplizierte Muster ins Matheheft gemalt hast. Auch für Fremdsprachen-Fans gibt es gewisse Parallelen. Obwohl die Welt des Programmierens als streng geordnet gilt, gibt es bei fast jeder neuen Sprache irgendeinen kleinen Spleen, an den man sich gewöhnen muss. Irgendein Komma, eine Klammer oder eine seltsame Großschreibungsregel gibt es immer, die man besser nicht vergessen sollte. 

Das ist allerdings nicht wirklich schlimm und sorgt viel eher rasch für das Gefühl, etwas ganz besonderes neu verstanden zu haben. Außerdem hilft Codecademy auf Wunsch beim Schummeln und markiert fehlende Zeichen farbig. 

Wie lange kann ich mich damit beschäftigen?

Länger, als ich es mir zur Zeit wünschen würde. Den HTML-Einsteigerkurs, mit dem sich beispielsweise Blogs umgestalten lassen, habe ich bereits an einem Nachmittag geschafft. Im Python-Kurs, mit dem weitergemacht habe, bin ich nach einem intensiven Wochenende aber gerade einmal bei zwölf Prozent.

Für den eigenen Chatbot mit "cutting-edge skills" aus dem Profi-Kurs empfiehlt Codecademy dagegen acht Wochen Zeit. Das eigene Mini-Spiel soll bereits in sechs Wochen erreichbar sein. 

Wer zur Zeit ohnehin viel am Laptop sitzt, erreicht die Ziele vermutlich deutlich schneller. Aber vielleicht dennoch nicht vergessen: Gelegentliche Spaziergänge und (Skype-)Verabredungen könnten sich positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken. 

Genügend Material für viele weitere Corona-Wochen gibt es so oder so. Die kostenlose Codecademy-Lizenz  für Studierende und Schülerinnen reicht erst einmal bis zum Sommer.

Foto: Jan Petter

Hilft es gegen Einsamkeit?

Bis man das erste Beispielprojekt, eine eigene Bären-Fanseite, im Freundeskreis herumzeigen kann, dauert es eine Weile. Falls man es überhaupt möchte. In vielen Kursen gibt es einen Community-Bereich, über den man sich austauschen kann. 

Realistischer ist es aber, die Programmier-Fortschritte im eigenen Alltag einzubauen und bei ausgewählten Anlässen zu erwähnen. WG-Abwasch vergessen? – "Sorry Leute, ich bin im Tunnel!!"

Abschließende Punktebewertung:

Spaß: 4/5 – selbst die einfachsten HTML-Übungen bringen bereits vorzeigbare Ergebnisse, auch wenn sie albern aussehen

Lernfaktor: 5/5 – fürs Programmieren muss man nichts einkaufen, nichts abwarten und kann tagelang einfach weitermachen

Gemeinschaftsgefühl: 3/5 – bis Angeberwissen vorhanden ist, dauert es leider eine Weile, dafür gehört man jetzt zu einem besonderen Club

Social-Media-tauglich: 1/5 – ohne Kapuzenpulli, Strumpfhose und Matrixposter an der Wandschräge wird es leider schwierig

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