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Priebke-Trauerfeier: Handgemenge vor der Kapelle

Foto: Massimo Percossi/ dpa

Trauerfeier für NS-Kriegsverbrecher "Mörder"-Rufe gegen Priebkes Leiche

Zwischen Neofaschisten und Gegnern Erich Priebkes kam es bei der Trauerfeier für den verstorbenen NS-Kriegsverbrecher zu einem Handgemenge. Dutzende Demonstranten versuchten, die Feier zu verhindern, schrien "Mörder" und "Henker". Mehrmals musste die Polizei eingreifen.

Rom - Bei der Trauerfeier für den toten NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke hat es massive Proteste gegeben. Dutzende Demonstranten versuchten im italienischen Albano Laziale mit Fußtritten und Faustschlägen zu verhindern, dass Priebkes Sarg eine Kapelle der Piusbruderschaft erreicht. Die erzkonservative Gemeinschaft hatte das Gotteshaus für die Feier zur Verfügung gestellt. Demonstranten riefen bei der Ankunft des Leichenwagens "Mörder" und "Henker".

Die von der katholischen Kirche abgespaltenen Traditionalisten haben einen Sitz in Albano Laziale. Der Wagen mit dem Sarg Priebkes kam gegen 17.30 Uhr begleitet von sechs Polizeiwagen dort an. Zuvor hatte Bürgermeister Nicola Marini versucht, die Trauerfeier in seiner Gemeinde zu verhindern, der Präfekt von Rom hob seine Anordnung jedoch wieder auf. "Wir gehen hier auf zivile und demokratische Art und Weise auf die Straße, auch wenn ich betone, dass die Empfindungen der Stadt verletzt wurden", sagte Marini.

Vor der Kapelle trafen Gegner der Trauerfeier und Neofaschisten aufeinander, Polizisten trennten die beiden Gruppen. Mehrmals mussten die Ordnungskräfte eingreifen, unter anderem als Demonstranten einen ankommenden Priester bedrängten. Priebkes Anwalt kündigte eine kleine Trauerfeier für Freunde und Verwandte hinter verschlossenen Türen an. Anschließend sollte der Leichnam des Kriegsverbrechers zurück nach Rom gebracht und dort eingeäschert werden.

Roms Polizeipräsidium hatte aus Gründen der Sicherheit und Ordnung jede öffentliche Begräbnisfeier mit dem Transport des Sargs sowie Kundgebungen für Priebke untersagt. Das Verbot gilt auch für das Umland. Die Behörden befürchteten den Aufmarsch von Neofaschisten bei einem öffentlichen Gedenken. Roms Vikariat hatte ein kirchliches Begräbnis des ehemaligen SS-Offiziers abgelehnt.

Priebke lebte in Rom unter Hausarrest. Er war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden.

Wo Priebke beerdigt wird, ist weiter offen. Argentinien, wo er bis 1994 gelebt hatte, lehnt es ab, den Leichnam ins Land zu lassen. Auch Priebkes Geburtsort hat kein Interesse an einer Beerdigung. Roms Vikariat hatte ein kirchliches Begräbnis des ehemaligen SS-Offiziers abgelehnt.

ulz/dpa
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