Reality TV Münchner "Tatort" verärgert Polizei
München - In einer Bank hält ein Bewaffneter Geiseln. Um an Informationen zu gelangen, leitet das Sondereinsatzkommando der Polizei eine Mini-Kamera durch einen Lüftungsschacht in das Gebäude. Dann knacken die Experten mit einem besonders leisen Spezialgerät ein Schloss, um die Bank stürmen zu können. Doch irgendwie geht alles schief. Obwohl sich der Kommissar gegen eine Geisel hat austauschen lassen, erteilt sein Chef den Befehl zum finalen Rettungsschuss.
Was am Sonntag zur besten Sendezeit in der ARD im "Tatort" zu sehen war, grenzt offensichtlich so nah an die Wirklichkeit, dass die Polizei gar nicht begeistert ist. "Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich das gesehen habe", sagte der Münchner Polizeisprecher Peter Reichl der "Süddeutschen Zeitung".
In dem Krimi "Im Visier" (Regie: Peter Fratzscher; Buch: Sabine Bühring und Peter Fratzscher) mit den beiden TV-Kommissaren Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) seien polizeitaktische Details verraten worden, die nicht an die Öffentlichkeit hätten geraten dürfen. Wie die "Tatort"-Macher an die Interna kamen, ist bislang unklar.
Die Polizei suche nun in ihren Reihen denjenigen, der die Vorgehensweise der Polizei bei Geiselnahmen verraten habe, heißt es in dem Bericht. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa schwächte Reichl das dann wieder ab: Es gebe im Polizeipräsidium keine Ermittlungen zum Fall "Tatort".
Da nun die Methoden der Kriseneinsatzkräfte bekannt seien, müssten sich die Sondereinsatzkommandos eine neue Vorgehensweise überlegen, wird Reichl in der "Süddeutschen" zitiert. Hätten allerdings die Fahnder nicht ihre Verärgerung zum Ausdruck gebracht, wäre das dem unbedarften Zuschauer - und wohl auch den Ganoven - wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.
Laut Bayerischem Rundfunk sahen rund 9,39 Millionen Zuschauer die "Tatort"-Folge.