Tod eines Kleinkinds Rumänien erlaubt Tötung von Straßenhunden

Proteste für die Tötung von Straßenhunden: Familienvater in Bukarest
Foto: Vadim Ghirda/ AP/dpaBukarest - Nach der tödlichen Attacke von Straßenhunden auf ein Kleinkind hat Rumäniens Parlament die Tötung herrenloser Hunde erlaubt. Mit großer Mehrheit entschieden die Abgeordneten, dass die Kommunen eingefangene Hunde nur noch 14 Tage lang in Tierheimen versorgen müssen. Danach dürften die Tiere eingeschläfert werden.
Bislang durften streunende Hunde nur getötet werden, wenn sie krank waren. Der Beschluss widerspricht einem Urteil des Verfassungsgerichts von 2012, wonach Straßenhunde geschützt werden müssen.
Der Beschluss kommt nach dem gewaltsamen Tod eines vierjährigen Jungen. Vor einer Woche war das Kind beim Spielen in einem Bukarester Park von Hunden angegriffen und getötet worden. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung ergab nun, dass Blutungen aus mehreren hundert Wunden an der Körperoberfläche den Tod des Kindes verursachten. Diese Wunden stammten von Hundebissen, sagte der untersuchende Arzt der rumänischen Nachrichtenagentur Mediafax. Die Fersen des Kindes seien die einzigen Körperteile, die bei der Hundeattacke unverletzt geblieben seien.
Nach dem Vorfall in Bukarest vergrößerte die Tieraufsichtsbehörde ASPA zudem die Zahl ihrer Hundefänger in der Stadt, wie deren Koordinator Razvan Bancescu sagte. Im Zusammenhang mit dem Tod des Vierjährigen ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen die Aufsichtsbehörde. Laut Bancescu erhielten die Ermittler von ihm Papiere, aus denen hervorgeht, dass der private Tierschutzverein Caleidoscop 2008 aus der Obhut der ASPA einen der Hunde adoptierte, der jetzt an der Attacke auf das Kind beteiligt gewesen sein soll.
Die Staatsanwaltschaft will nun prüfen, ob Caleidoscop für den Hundeangriff zur Verantwortung gezogen werden kann. Eine Anklage gibt es bislang nicht.
Seit Jahren kämpfen die Rumänen mit den streunenden Vierbeinern. Wie viele herrenlose Hunde es in Bukarest genau gibt, ist unklar. Die städtischen Behörden gehen von etwa 65.000 Straßenhunden aus, die Tierschutzorganisation Vier Pfoten von 40.000.
Allein im vergangenen Jahr wurden 16.000 Menschen in Bukarest von streunenden Hunden gebissen. 2006 wurde ein japanischer Geschäftsmann nahe dem Bukarester Regierungssitz von einem Hund getötet. Das nächste Todesopfer war 2011 eine Frau, die auf einem Krankenhausgelände von einem Hunderudel angefallen worden war.
Brigitte Bardot schockiert
Seit dem Tod des Vierjährigen erhält die ASPA nach eigener Aussage täglich etwa 200 Beschwerden über Streuner. Vor der Attacke auf das Kind seien es 70 bis 80 Anzeigen pro Tag gewesen.
Der Beschluss des Parlaments sorgt für geteilte Meinungen. Hunderte Menschen demonstrierten in den vergangenen Tagen für unterschiedliche Optionen: die Tiere zu töten oder die Tiere zu schützen. Filmlegende Brigitte Bardot, die sich seit Jahren für die rumänischen Straßenhunde einsetzt, sprach sich auf ihrer Internetseite gegen eine Tötung aus. Sie sei sehr schockiert, dass die Regierung aus Rache nun alle rumänischen Hunde bestrafe - auch die lieben.