Friedensaktivist Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck ist tot

Er war Mitgründer der Flüchtlingshilfsorganisation Cap Anamur: Jetzt ist der Journalist und Aktivist Rupert Neudeck im Alter von 77 Jahren gestorben.
Foto: Oliver Berg/ picture alliance / dpa

Rupert Neudeck ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 77 Jahren, wie ein Sprecher der von Neudeck gegründeten Hilfsorganisation Cap Anamur in Köln mitteilte.

Neudeck arbeitete ab Anfang der Siebzigerjahre als Journalist, unter anderem für den Deutschlandfunk. Bekannt wurde er aber besonders als Gründer mehrerer Hilfsorganisationen. In den folgenden Jahrzehnten gingen humanitäre Hilfe und seine Publikationen oft miteinander einher, Hilfe für Notleidende und Flüchtlinge wurden zum zentralen Thema in Neudecks Leben.

Neudeck war einer der Mitbegründer des deutschen Komitees Ein Schiff für Vietnam, aus dem 1982 der Verein "Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte hervorging.

Nach der Rettung der sogenannten Boat People erweiterte sich die Arbeit der Organisation im Lauf der Jahre: Cap Anamur betrieb Krankenhäuser in Vietnam, Ambulanzstationen in Kolumbien und Äthiopien sowie ein Hospital im Nordirak. 1993 entstand im brandenburgischen Storkow das erste deutsche Cap-Anamur-Friedensdorf, in dem Deutsche und Ausländer gemeinsam wohnten.

Neudeck galt als unbürokratischer Helfer, der es verstand, die Öffentlichkeit für die Arbeit von Cap Anamur zu gewinnen. Das brachte ihm zeitweise den Vorwurf ein, humanitäre Einsätze mit Medienauftritten zu verquicken. Neudeck blieb unbeirrt.

Während des Kosovokriegs und der Nato-Luftangriffe auf Serbien organisierte er 1999 Hilfe für die Vertriebenen. Cap Anamur unterstützte Flüchtlinge in Mazedonien und Albanien, half beim Wiederaufbau von Häusern und Schulen im Kosovo, besorgte Müllfahrzeuge und richtete medizinische Ambulanzen ein. Cap Anamur half Bürgerkriegsopfern im Sudan genauso wie Opfern der Taliban in Afghanistan.

2002 verabschiedete sich Neudeck bei Cap Anamur - mit dem Ruf, kompromisslos und bisweilen auch autoritär zu sein. 2003 rief er mit Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, die Grünhelme ins Leben - ein internationales, interreligiöses Friedenscorps.

Neudeck kam am 14. Mai 1939 in Danzig zur Welt. Nach der Flucht, die ein prägendes Moment in Neudecks Leben war, wurde seine Familie in Hagen sesshaft. Dort machte er 1958 das Abitur. Nach wenigen Semestern Jura- und Theologiestudium schloss er sich den Jesuiten an, verließ den Orden aber wieder. Anschließend studierte er bis 1970 Theologie, Philosophie, Germanistik und Soziologie in Bonn, Münster und Salzburg. Seine Dissertation hatte "Politische Ethik bei Jean-Paul Sartre und Albert Camus" als Thema.

Zuletzt lebte er mit seiner Frau Christel in Troisdorf bei Bonn. Das Paar war seit 1970 verheiratet und hat drei Kinder.

ulz/dpa/AFP
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