Waldbrände Ausnahmezustand an russischem Atomzentrum

Löschkräfte in Jakutien (am Samstag)
Foto:Ivan Nikiforov / AP
Wegen massiver Waldbrände haben russische Behörden in der Stadt Sarow mit dem nationalen atomaren Forschungszentrum den Ausnahmezustand verhängt. Der Schritt sei notwendig, weil sich das Feuer im Gebiet von Nischni Nowgorod ausbreite und so zusätzliche Kräfte zur Löschung der Brände mobilisiert werden könnten, teilte die Verwaltung der abgeschirmten Stadt mit. Dort liegt Russlands Kernforschungszentrum.
Feuer bedrohte Ortschaften auch in vielen anderen Regionen Russlands. Besonders stark betroffen war die Region Jakutien im Nordosten Russlands. Dort in der Republik Sacha galt wie in insgesamt acht Regionen der Ausnahmezustand. Im jakutischen Dorf Bjass-Kjuel brannten mehr als 30 Wohnhäuser ab. Die Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Das Feuer breitet sich den Behörden zufolge wegen hoher Windgeschwindigkeiten rasend aus und bedroht mehrere Ortschaften, darunter die Siedlung Sangar mit Öllagern.
In den sibirischen Regionen Irkutsk und Krasnojarsk waren ganze Städte in Rauch eingehüllt, wie auf Bildern des russischen Staatsfernsehens zu sehen war. Landesweit waren fast 7000 Löschkräfte im Einsatz.
Greenpeace-Forstexperte Alexej Jaroschenko
Nach Behördenangaben standen am Sonntag landesweit rund 3,5 Millionen Hektar in Flammen – das entspricht der Fläche Baden-Württembergs. Der Experte Grigori Kuksin von der Umweltorganisation Greenpeace sprach im Radiosender Echo Moskwy von den schlimmsten Waldbränden in der Geschichte der russischen Wetterbeobachtung.
»Das hängt mit den zunehmenden Klimaveränderungen zusammen. Die Saison der Waldbrandgefahr wird immer länger, die Dürren kommen häufiger vor, dauern länger und sind intensiver«, sagte Greenpeace-Forstexperte Alexej Jaroschenko. Er kritisierte, dass Gesetze, Geld und Personal zum Schutz des Waldes fehlten.
Greenpeace fordert etwa, dass mehr Förster und Freiwillige eingesetzt und die Bürger über den Brandschutz aufgeklärt werden. Die Umweltschützer beklagen immer wieder, dass viele Feuer von Menschen verschuldet seien und – trotz Warnhinweisen wegen der Waldbrandgefahr – Lagerfeuer in den trockenen Wäldern angezündet würden.
In der an China grenzenden Region um den großen Fluss Amur kämpften die Behörden unterdessen nach massiven Regenfällen mit Hochwasser. Unter anderem mehr als 80 Kilometer Straße und sechs Brücken seien überflutet, 24 Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten, sagte Alexander Selenin, Verkehrsminister des Amur-Gebiets. Im Kreis Swobodnenski sei der Ausnahmezustand verhängt worden, teilte die Gebietsverwaltung mit.