Saarland Babys nach Geburt vertauscht

Der Nachwuchs war da, die Freude groß. Doch weil seine Tochter ihm nicht ähnelte, ließ ein misstrauischer Vater aus Saarlouis einen DNA-Test machen. Ergebnis: Das Baby war weder seines - noch das seiner Frau. Es war in der Geburtsklinik mit einem anderen vertauscht worden.

Saarbrücken - Das Baby war im Sommer in der St.-Elisabeth-Klinik in Saarlouis zur Welt gekommen. Jetzt müssen die Eltern nicht nur den Schock verarbeiten, ein "falsches" Baby nach der Entbindung mit nach Hause genommen zu haben. Die Ermittlung, welches Baby statt dessen ihr eigenes ist, wird noch bis zu 14 Tagen dauern. Die Familie wird mittlerweile psychologisch betreut.

In Saarlouis kämen derzeit 14 Familien in Frage, bei denen das andere vertauschte Baby lebt, sagte Klinikdirektor Franz-Josef Backes.

Wie es zu der Verwechslung habe kommen können, sei derzeit noch völlig unklar, sagte Chefarzt Mathias Uhlig. Es sei auch möglich, dass die Kinder außerhalb des Krankenhauses vertauscht worden seien. Klinikdirektor Backes erläuterte, die Klinik habe einen Großteil der 14 Elternpaare bereits kontaktiert und ihnen einen DNA-Test angeboten.

Binnen 8 bis 14 Tagen sei es möglich, die wahren Eltern des kleinen Mädchens zu ermitteln. "Es ist ja eine furchtbare Zeit für die Eltern, in der Ungewissheit zu schweben", sagte der Klinikchef. Den Neugeborenen seien im Zuge des sogenannten Screening-Verfahrens aber auch Blutproben entnommen worden. Nunmehr sei gerichtlich angeordnet worden, diese zu öffnen. Ein Abgleich werde allerdings einige Wochen dauern.

Chefarzt Uhlig erklärte, am Geburtstag des vertauschten Babys habe es drei Entbindungen in dem Krankenhaus gegeben. Zum Zeitpunkt der Geburt des kleinen Mädchens sei keine andere werdende Mutter im Kreißsaal gewesen, bei den anderen Babys habe es sich zudem um Jungen gehandelt. Es gebe auch das obligatorische Foto, das die Mutter mit ihrer kleinen Tochter zeigt, die bereits ein Plastikarmband trage.

Backes erläuterte, die Klinik prüfe, ob es Schwachstellen in den Abläufen gebe. In seinem Krankenhaus erblickten jedes Jahr 900 Kinder das Licht der Welt. Zwar könne er nicht "zu 1000 Prozent" ausschließen, dass es noch weitere Vertauschungsfälle gegeben habe, nach menschlichem Ermessen sei das aber nicht passiert.

In einer tschechischen Klinik in Trebic südöstlich von Prag waren vor rund einem Jahr ebenfalls zwei Mädchen vertauscht worden. Auch dort hatten die Zweifel eines Vaters an seiner Vaterschaft die Untersuchungen in Gang gebracht, mit denen die Verwechslung aufgedeckt wurde. Mit DNA-Tests wurden die leiblichen Eltern ausfindig gemacht, nach einer mehrwöchigen Gewöhnungsphase wurden die Kinder kurz vor ihrem ersten Geburtstag ausgetauscht.

Die Klinik sprach von einem bedauerlichen Fall und schwer wiegenden Fehlern zweier Krankenschwestern, die mittlerweile entlassen wurden.

pad/AP

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