Waldbrände im Elbsandsteingebirge Katastrophenalarm für weitere sächsische Gemeinde verhängt

Hubschrauber im Löscheinsatz bei Schmilka (Foto vom 25. Juli)
Foto: Robert Michael / dpaDie Waldbrände in der Sächsischen Schweiz kommen der Stadt Sebnitz so nah, dass sich die lokalen Behörden zur Ausrufung des Katastrophenalarms gezwungen sehen. Das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge begründete den Schritt am Freitag damit, dass man Brandnester jenseits des Flusses Kirnitzsch entdeckt habe. »Das Feuer hat somit das Territorium der Großen Kreisstadt Sebnitz erreicht.« Betroffen sei der Wald im hinteren Kirnitzschtal, der Grenzregion zu Tschechien: »Eine Gefahr der Ausbreitung auf angrenzende Häuser liegt aktuell nicht vor.«
Mit der Auslösung des Katastrophenalarms könne eine bessere Koordinierung der Einsatzkräfte erfolgen und der Zugriff auf weitere Einsatzkräfte für Löscharbeiten sichergestellt werden, hieß es. Im nahen Bad Schandau gilt der Katastrophenalarm bereits seit Dienstag.
Zugleich riet das Landratsamt zu Vorsicht bei Atemwegserkrankungen wie chronischer Bronchitis oder Asthma. Betroffene sollten sich in den nächsten Tagen auf eine erhöhte Belastung der Atemwege durch Rauch einstellen und körperliche Anstrengungen im Freien weitestgehend vermeiden.
Insgesamt ist die Ausbreitung des Waldbrands in der Sächsischen Schweiz auf deutscher Seite aber wohl kleiner als bislang gedacht. Dem Landratsamt zufolge konnte »mit Auswertung der Satellitendaten die Brandstellen flächenmäßig eingegrenzt werden. Danach wurde eine insgesamt betroffene Fläche von 150 Hektar festgestellt«, teilte das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit. Bisher waren die Behörden davon ausgegangen, dass sich das Feuer auf einer Fläche von 250 Hektar ausgebreitet hat.
»Lage unverändert angespannt«
Nach Angaben des Landratsamtes waren am Donnerstagabend einige neue Brandstellen entdeckt worden. »An den bisher bekannten Brandherden ist die Lage unverändert angespannt. Tagsüber wird die Brandlage im Gebiet permanent beobachtet«, hieß es. Derzeit seien mehr als 400 Einsatzkräfte zur Bekämpfung des Waldbrands unterwegs. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte angekündigt seinen Urlaub wegen der Waldbrände in seinem Bundesland abzubrechen. Er wollte noch am Freitag wieder in Dresden eintreffen und sich anschließend in der Brandregion ein Bild von der Lage machen.
Auch in Brandenburg kämpften die Einsatzkräfte im Kreis Elbe-Elster am Freitagnachmittag noch gegen Glutnester. Erst am Mittwoch war das Feuer an einigen Stellen wieder aufgeflammt. Hubschrauber, Löschpanzer und Wasserwerfer sind im Einsatz. Nach Angaben eines Landkreissprechers sind die 360 Feuerwehrleute noch auf einem Gebiet von rund 430 Hektar mit Löscharbeiten und Kontrollen beschäftigt. Zuvor hatte eine Drohne exakte Einsatzinformationen geliefert. Die Arbeiten werden durch alte Granaten und Munition im Boden erschwert.
Juli laut DWD zu heiß und trocken
Auch die bereits seit Wochen vorherrschende warme und überwiegend trockene Wetterlage hilft den Feuerwehren derzeit nicht. Laut einer Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag der Temperaturdurchschnitt im Juli bundesweit nach einer ersten Auswertung bei 19,2 Grad und damit 2,3 Grad über dem international gültigen Vergleichswert der Jahre 1961 bis 1990.
Selbst im Vergleich zur wärmeren Referenzperiode der Jahre 1991 bis 2020 betrug die Abweichung noch 0,9 Grad. »Dürre und Hitze waren die Grundlage für zahlreiche Feld- und Waldbrände«, teilte der DWD mit. »Von wenigen erfrischenden Tagen abgesehen, war die Witterung mehr mediterran als typisch mitteleuropäisch«, so der Wetterdienst.
Besonders heiße Tage wurden etwa in der Norddeutschen Tiefebene mit örtlich mehr als 40 Grad registriert, an der Ostsee wurden Höchstwerte von 38 Grad erreicht. Mit 265 Stunden überragte die Sonnenscheindauer zudem ihr Soll um rund 25 Prozent. Vor allem im Südwesten gab es Sonne ohne Ende: Mehr als 350 Sonnenstunden registrierten dort die Stationen. Insgesamt habe es im Juli 29 Sommertage, also Tage mit einer Höchsttemperatur über 25 Grad gegeben. Die DWD-Meteorologen schrieben von einem »Endlos-Sommer«.