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Sanna Marin Die Freiheit nimmt sie sich

aus DER SPIEGEL 44/2021
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Eric Herchaft / Belga / IMAGO

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin, 35, will sich auch nach fast zweijähriger Amtszeit möglichst viel von ihrer persönlichen Freiheit bewahren. »Ich versuche, genauso zu leben wie andere Menschen meines Alters«, sagte die Sozial­demokratin jetzt im Radio. Damit reagierte sie auf die öffentliche Kritik daran, dass sie im Anschluss an eine Klubparty mit 20 bis 30 Gästen in ihrem Amtssitz weitergefeiert hatte. Irritationen hatte sie außerdem durch eine Instagram-Story ausgelöst, in der sie sich cool gestylt zu einem finnischen Popsong präsentierte. Die von ihr hervorgehobene Liedzeile »Hey boom-boom-boomer, bleib ruhig, sei cool« wurde von manchen als herablassender Spott über die Generation der Babyboomer verstanden. Das aber, beteuerte Marin, sei nicht ihre Absicht gewesen. In der Radiosendung verteidigte sie ihr Recht darauf, auch als Regierungs­chefin ein weitgehend normales Privatleben zu führen. »Wir haben keinen Beschluss auf einem Meeting darüber gefasst, was die Ministerpräsidentin auf Instagram postet.« Dass sie als junge Frau in dieser Position Anfeindungen ausgesetzt ist, kommentierte sie mit dem Satz: »Manchmal habe ich den Eindruck, dass meine bloße Existenz für manche schon eine Provokation ist.« Einschüchtern lässt sich Marin davon offenkundig nicht: »Ich möchte hoffen, dass ich diese Institution etwas aufrütteln kann und für künftige Amtsinhaber mehr Spielraum schaffe.« Am Mittwoch dieser Woche besuchte Marin die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Beim voraussichtlich letzten offiziellen Gespräch ging es noch einmal um die großen Themen, die Zukunft der EU, den Klimaschutz, die Energiewende. Anschließend sagte Marin: »Ich habe den Eindruck, nach ihrer schwierigen Aufgabe wird sie bestimmt die Freiheit genießen.«

DIP
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