An schottischen Schulen gibt es bald LGBTI-Unterricht

Das erste Land der Welt!

Dieser Beitrag wurde am 10.11.2018 auf bento.de veröffentlicht.

Es ist ein riesiger Erfolg für LGBT-Aktivistinnen und -Aktivisten. Die schottische Regierung hat am Freitag bekanntgegeben, dass Schülerinnen und Schüler künftig mehr über queere Rechte, Geschichte und Identitäten lernen sollen. 

Damit ist Schottland das erste Land der Welt, das LGBTI verpflichtend auf den Lehrplan schreibt.

Was genau sollen die schottischen Schulen unterrichten?

Im Unterricht soll es um die Geschichte der queeren Bewegungen, deren Kampf um Rechte, sowie um die Identitäten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Intersex gehen. Diese Themen werden nicht als gesondertes Schulfach unterrichtet, sondern sollen sich als natürlicher Bestandteil durch alle Fächer ziehen. (Guardian )

Außerdem hält der Beschluss Schulen dazu an, gegen Homo- und Transphobie stärker vorzugehen, mehr Aufklärung zu leisten und betroffene Schülerinnen besser zu unterstützen. Besonders dieser Aspekt hat einen ernsten Hintergrund: Eine Studie zeigte, dass neun von zehn queeren Jugendlichen in Schottland schon Homophobie erlebt haben. 

Ganze 27 Prozent der Befragten gaben sogar an, wegen Mobbings schon Suizidversuche hinter sich zu haben. Die Studie zeigte außerdem, dass es an Schulen sehr wenig Verständnis dafür gebe, welche Vorurteile es gegenüber Menschen gibt, die nicht der angeblichen Norm entsprechen. 

Das soll sich nun ändern.

Wie steht es ansonsten in Schottland um die LGBT-Rechte?

Schottland gilt seit Jahren als "LGBT-freundlichstes Land der Welt" – zumindest wenn man es als eigenständiges Land betrachtet und vom Rest des Vereinigten Königreiches trennt (The Herald ). Die Aussage stammt aus dem "Rainbow Index ", der jedes Jahr die Länder der Welt darauf abklopft, wie es dort um die Menschenrechte von LGBT-Personen steht. 

Interessant ist, dass Schottland einen ziemlich späten Start hingelegt hat: Erst 1980 wurde Homosexualität entkriminalisiert, von 1988 bis 2001 durfte laut Gesetz in öffentlichen Einrichtungen nicht mal darüber gesprochen werden. 

Wer steckt hinter der Idee?

Vorangetrieben wurde das Thema von der Kampagne "Time for Inclusive Education" (TIE). Sie leitete eine Arbeitsgruppe der Regierung und gab Empfehlungen dazu, wie LGBTI besser ins Bildungssystem integriert werden kann. Die Minister nahmen alle dieser Empfehlungen an.

Einer der Mitbegründer von TIE, Jordan Daly, sagte: "Das ist ein monumentaler Sieg für unsere Kampagne und ein historischer Moment für unser Land. [...] In einer Zeit von globaler Unsicherheit sendet das eine klare Botschaft an junge LGBTI-Menschen: dass sie in Schottland gewertschätzt werden."

Schottlands stellvertretender Regierungschef, John Swinney, erklärte: "Unser Bildungssystem muss alle darin unterstützen, ihr volles Potenzial zu erreichen. Deshalb ist es so wichtig, dass der Lehrplan genau so divers ist wie die jungen Menschen, die an unseren Schulen lernen."

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