Hamburg - Es geht nur um das Eine: Sex. In Gruppenspielen und beim Kollektiv-Rutschen sollen die jetzt noch unbeholfenen Panda-Babys möglichst früh ihre artspezifische Scheu ablegen - und den Fortbestand ihrer Spezies sichern. So zumindest stellen es sich die Wissenschaftler vom Wolong Giant Panda Breeding and Research Centre in der Nähe von Chengdu, der Provinzhauptstadt von Sichuan vor. Sie wollen aus den tapsigen, kleinen Fellbündeln heißblütige Liebhaber machen - im Namen der Arterhaltung.
Denn für Pandafreunde ist die Situation alarmierend: Gerade mal 1600 Große Pandas wähnen Forscher in den Bambus-Hainen der chinesischen Provinzen. Etwa 150 leben weltweit in Zoos. Doch die pelzigen Nationalsymbole vermehren sich in Gefangenschaft höchst selten. Die Pandaweibchen sind bei der Partnerwahl recht wählerisch und ohnehin nur ein bis drei Tage im Jahr fruchtbar. Keine guten Voraussetzungen für den erhofften Baby-Boom.
Baby-Boom im Kindergarten
Also sollen die Kindergarten-Pandas nun zu wahren Sozial-Profis ausgebildet werden: Fünf weibliche und elf männliche Bärenbabys leben ein Jahr lang von ihren Eltern getrennt in der Panda-Kommune.
Für Bambus sind sie noch zu jung, deshalb werden sie mit spezieller Kraftmilch ernährt, die hier für sie zusammengerührt wird. "Sie halten hier alle ganz schön auf Trab", stöhnt Institutsdirektor Li Desheng. Doch der Einsatz soll sich lohnen: Die Unabhängigkeit und der ständige Kontakt werde die sonst eher trägen Bären stimulieren, hoffen die Wissenschaftler.
Das Konzept des Instituts zumindest scheint aufzugehen: Auf dem Gelände der Aufzuchtsstation, die schon 1987 gegründet wurde, leben inzwischen mehr als 40 Große Pandas, rund 80 Tiere wurden hier in den vergangenen Jahren geboren. Mit dem Kindergarten-Programm sollen es noch bedeutend mehr werden - vorausgesetzt, die 16 rutschenden Baby-Pandas lassen sich füreinander begeistern.