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SACHBÜCHER Schwere See

aus DER SPIEGEL 42/2009

Früher, so will es die Seefahrtromantik, fuhren die Männer vor allem hinaus, um etwas zu erleben, das sich hinterher erzählen ließe. Wie beispielsweise die Geschichte der »Society Explorer«, deren Kapitän Heinz Aye, 1988 vor der Küste Alaskas unterwegs, spontan beschließt, einen Abstecher nach Prowidenija zu machen, in die damalige UdSSR. Alles klappt, die sowjetische Hafenstadt sieht genauso abenteuerlich trist aus wie erhofft, und bei der anschließenden Geldstrafe lässt sich die zuständige Behörde in Washington am Ende auf 5000 Dollar runterhandeln; man sei letztlich einem »Friendship Call« gefolgt, argumentiert der Kapitän. »Wellenbrecher« versammelt Seemannsgeschichten aus den vergangenen 60 Jahren zu einem unglaublichen Buch: 27 Seeleute erzählen von ihren Erlebnissen auf Fähren und Trawlern, Segelschulschiffen, RheinDampfern und Stückgutfrachtern, in Ost und West, aus einer Zeit, die schön war, auch deshalb, weil sie nicht wiederkommt. Früher, auch das gehört zur Seefahrtromantik, konnte man in der Ferne noch Geschichten erleben, und je weiter die Ferne weg war, desto großartiger leuchteten die Geschichten. Wie etwa die von Hermann Gerdau, der für die Deutsche Walfanggesellschaft arbeitete - zu einer Zeit, als sich über Tierschutz noch niemand Gedanken machte.

Stefan Krücken, Achim Multhaupt (Fotos): »Wellenbrecher. Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten«. Ankerherz Verlag, Appel; 248 Seiten; 29,90 Euro.

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