Schiffsunglück nach Walkollision »Die zweite Pizza kam grad aus dem Ofen, als das halbe Boot hochgehoben wurde«

Eine Segelcrew schippert von Galapagos nach Französisch-Polynesien – als ihr Boot mit einem Wal zusammenstößt. Was während und nach dem Kentern passiert, ist filmreif.
Wal (Symbolbild)

Wal (Symbolbild)

Foto: Tyson Paul / Loop Images / IMAGO

Es war ein ruhiger Segeltag für die Crew der »Raindancer«, irgendwo in den endlosen Weiten des Pazifiks. Bis 13.30 Uhr am Nachmittag des 13. März. Zu diesem Zeitpunkt kollidierte das Boot mit einem Wal – und mit der Ruhe war es gründlich vorbei.

Skipper Rick Rodriguez hat der »Washington Post«  per Satellitentelefon von dem Vorfall auf dem Weg von Galapagos nach Französisch-Polynesien berichtet. Er schildert, wie er und seine drei Mitsegler beim Mittagessen waren: »Die zweite vegetarische Pizza kam grad aus dem Ofen, als das halbe Boot hochgehoben wurde.«

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Er und zwei weitere Crewmitglieder sahen Sekunden später mindestens einen Wal im Wasser. Rodriguez glaubt auch, Blut im Wasser bemerkt zu haben. Möglicherweise war auch noch ein zweites Tier anwesend, darin sind sich die Beteiligten nicht einig.

Unstrittig ist allerdings, was als Nächstes passierte. Unmittelbar nach der Kollision ertönte ein Alarm – das Boot füllte sich mit Wasser. Schon nach wenigen Minuten war der Boden im Schiff überschwemmt. Laut Rodriguez vergingen vom Zusammenstoß bis zum Untergang der »Raindancer« kaum 15 Minuten.

In dieser Zeit gelang es der Besatzung einen Notruf abzusetzen und ein Rettungsboot und ein Beiboot startklar zu machen. Das Signal wurde in Peru registriert, von wo aus Rettungskräfte in Kalifornien alarmiert wurden. Diese sind für US-Schiffe im Pazifik zuständig.

Nur wenig Akkureserve im rettenden Telefon

»Es gab keine Gefühlsausbrüche«, sagte Rodriguez der »Washington Post«. »Es war eher Ungläubigkeit, dass das hier wirklich passiert. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, die nötigen Abläufe zu erledigen.« Unter anderem füllten sie alle verfügbaren Behälter mit Trinkwasser.

Rodriguez ging als letzte Person von Bord, schwamm zum Rettungsboot und beobachtete von dort, wie der letzte Abschnitt des Mastes der »Raindancer« im Wasser versank. »In unglaublichem Tempo«, wie er berichtet.

Auf ihrem Rettungsboot verfügte die Gruppe über Nahrung, Wasser und Kommunikationstechnik. Das Problem: Die Satellitenanlage und das zugehörige Telefon verfügten über nur kaum geladene Batterien. Und zunächst hatten die Schiffbrüchigen keine Ahnung, wie lange sie auf See ausharren müssten.

Nicht allzu lange, wie sich schnell herausstellte: Zusammen mit der Küstenwache in Peru und den USA gelang es ihnen, Kontakt zu einem Katamaran herzustellen, der nur rund 35 Seemeilen entfernt war. Auch ein peruanischer Tanker stand bereit, die Rettungsaktion mit dem Katamaran erschien jedoch sinnvoller.

Nach nur neun Stunden war die »Raindancer« Crew sicher an Bord der »Rolling Stones«, beide Besatzungen posierten für ein Gruppenfoto. Die Geretteten wurden mit Zahnbürsten und Deo ausgestattet.

Rodriguez sagte der »Washington Post« über die reibungslose Rettungsaktion: »Das war der richtige Ort und Zeitpunkt, um unterzugehen.« Am Mittwoch werden sie in Französisch-Polynesien erwartet.

jok
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