Selbstmord in Coburger Schule Die letzten Minuten des ruhigen Florian K.
Coburg - Um 8 Uhr stand in der Klasse 8a zunächst Biologie auf dem Unterricht. Staatsanwalt Reinhard Müller sagte auf einer Pressekonferenz am Mittag, Florian K. habe laut Zeugenaussagen bereits während der ersten Stunde eine Waffe im Klassenraum gezeigt. Einigen Mitschülern habe der 16-Jährige sogar Patronen als Souvenir geschenkt.
In der zweiten Stunde, nur wenige Minuten nach Beginn der Deutschstunde, habe sich der Jugendliche dann plötzlich erhoben, auf die Tafel gezielt und zweimal abgedrückt. Die Lehrerin, die der Klasse an der Tafel den Rücken zudrehte, sei nur knapp verfehlt worden. Lehrerin und Schülern gelang die Flucht. Einen Schulkameraden behielt Florian K. jedoch bei sich. Zu dem Jungen habe er gesagt: "Ich brauche dich noch".
Eine andere Lehrerin, nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelte es sich um die Schulpsychologin, sei dann auf das Klassenzimmer zugegangen, in dem der Schütze seinen Mitschüler festhielt. Der Jugendliche habe auf die Frau geschossen, die Kugel durchschlug ihren Oberschenkel. "Wir gehen davon aus, dass der Schuss nicht gezielt war", sagte Staatsanwalt Müller. Die Lehrerin konnte sich in Sicherheit bringen, der andere Schüler war jedoch immer noch mit Florian K. in dem Zimmer. Der habe dann aus seinem Rucksack eine großkalibrige Waffe gezogen, sich in den Mund geschoben und abgedrückt.
Die Waffen stammen aus dem Besitz des Vaters. Der Mann hatte sie den Angaben zufolge in einem Tresor zuhause aufbewahrt. Offensichtlicht war es Florian K. gelungen, in den Besitz des Tresorschlüssels zu gelangen, aus dem er die Waffen entwendete. Der Vater ist den Angaben zufolge Mitglied in einem Schützenverein. Der Großvater des Jungen ist laut Ordnungsamt Waffensachverständiger der Stadt Coburg.
Über die Motive des Schülers herrscht bislang Unklarheit: Florian K. sei ein eher zurückhaltender Schüler gewesen, der nicht durch Aggressionen aufgefallen sei, sagte die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier. Der Junge sei zwar kein brillanter Schüler gewesen. Dennoch sei seine Versetzung nicht gefährdet Im ersten Halbjahr seien seine Noten gut gewesen, sagte Hohlmeier. Im zweiten Halbjahr hätten seine Leistungen aber deutlich nachgelassen. Woran das gelegen habe, sei nicht bekannt. So habe er im Fach Musik bis zu den Weihnachtsferien auf einer 1 gestanden. Im zweiten Halbjahr stand der Junge dann plötzlich auf einer 6, sagte Hohlmeier.