Serena Williams Größer als der Sport

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Sie kann sich so etwas erlauben: den Abschied vom Spitzensport nicht in einem Fachblatt oder bei einer Pressekonferenz zu verkünden, sondern im Glamourmagazin »Vogue« – ohne dass es lächerlich wirkt. Der Tennis-Superstar Serena Williams, 40, aus den USA, ist dem reinen Sportgeschehen mittlerweile so entrückt, dass es nur angemessen scheint, das nahe Ende dieser einzigartigen Laufbahn in einer Zeitschrift für Fashion, Beauty und Celebrities anzudeuten. In Kreationen von Gucci und Ralph Lauren posiert sie in der aktuellen September-Ausgabe des Magazins fürs Foto, Tenniskleidung ist passé. Williams ist längst größer als der Tennissport, als der Sport überhaupt. Sie versteht sich inzwischen als Frauenrechtlerin, als Stimme gegen Rassismus, sie hat ihre eigene Modekollektion und ist als Unternehmerin vielfältig vernetzt. Der Sport hatte dazwischen nur noch begrenzten Platz, aber wer will das einer 40-Jährigen, die mehr als ein Vierteljahrhundert lang im Profisport so gut wie alles erreicht hat, verdenken? Sie möge den Begriff Rücktritt nicht, heißt es in der »Vogue«, sie sehe das eher als Übergang, die Karriere demnächst, wahrscheinlich nach den US-Open im September, auslaufen zu lassen. Eine Karriere, die ihresgleichen sucht: 23 Grand-Slam-Titel hat sie zwischen den Jahren 1999 und 2017 gewonnen, das ist einer weniger als die von Rekordhalterin Margaret Court aus Australien. Der 24. Titel, der sie gemeinsam mit Court auf den Tennis-Thron gebracht hätte, ist ihr verwehrt geblieben, obwohl sie noch viermal in Grand-Slam-Endspielen stand – aber das ist wirklich das Einzige, was an dieser grandiosen Karriere noch gefehlt hat. Sportlich hat sich die Tennisszene der Frauen schon lange von ihr emanzipiert, ihr Abschied hat etwas Folgerichtiges. Dennoch: Serena Williams spielt bald kein Tennis mehr? Unvorstellbar, sie war doch immer da.