Sicherheitslücke im Weißen Haus Obamas Überraschungsgast soll Partylöwe sein

Weißes Haus: Partycrasher trifft Präsident
Hamburg - Carlos Allen posiert gern an der Seite von Prominenten. Die Bilder stellt der Jungunternehmer dann in seinem Internetblog "HushSocietyMagazine" oder auf Facebook zur Schau. Mal lächelt er an der Seite des US-Generals David Petraeus, mal neben Rap-Größen wie Drake.
Mit seinem bislang größten Coup düpiert Allen nun den Secret Service - die Behörde, deren oberste Aufgabe der Schutz des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist. Sie musste einräumen, dass es einem bislang Unbekannten am 24. November des vergangenen Jahres gelang, sich ohne Einladung Zugang zu einem Galadiner im Weißen Haus zu verschaffen.
Für den ersten großen Sicherheitsskandal im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung, einem Empfang mit anschließendem Diner zu Ehren des indischen Premiers Manmohan Singh, hatte ein umtriebiges, halbseidenes Ehepaar aus Virginia gesorgt: Tareq und Michaele Salahi hatten sich ohne Einladung unter die Gäste gemischt, hatten mit Prominenten für Fotos posiert und sich im selben Raum wie Präsident Barack Obama und seiner Frau Michelle getummelt.
Die Frage, wie es zu dieser eklatanten Sicherheitspanne im vermeintlich bestgeschützten Gebäude der USA kommen konnte, setzt den Secret Service seither unter Druck - im US-Kongress wurden bei einer Anhörung zu dem Zwischenfall Anfang Dezember "nicht zu leugnende Planungs- und Ausführungsfehler des gesamten Apparats des Secret Service" kritisiert.
Die Behörde bestätigte bislang, dass es neben den Salahis einen dritten Partycrasher gegeben habe, zur Identität des Mannes wollte man sich jedoch nicht äußern. Das Weiße Haus sei seit Mitte Dezember informiert.
Die "Washington Post" outete nun unter Bezug auf Quellen im US-Kongress Carlos Allen als dritten Mann. Bei dem 39-Jährigen soll es sich - ausgerechnet - um einen Partyveranstalter aus Washington handeln. Auf seiner Facebook-Seite soll bis vor kurzem unter den berühmten Personen, die er bewundert, auch Michaele Salahi aufgeführt gewesen sein.
"Er hat sich bestens amüsiert"
Eine Bekannte Allens sagte dem Blatt zufolge, Allen habe zunächst Fotos auf seine Facebook-Seite gestellt, die ihn auf dem Staatsbankett zeigten. Nach dem Trubel um die Salahis seien die Fotos aber gelöscht worden. Allen selbst äußerte sich der "Post" gegenüber nicht.
Auch das Online-Magazin "Politico" nennt Carlos Allen als Partycrasher. Auf Nachfrage habe Allen jedoch mehrfach beteuert, "nicht am Diner teilgenommen zu haben". Einer weiteren Bekannten gegenüber soll er sich allerdings ganz anders geäußert haben. "Er hat mir erzählt, dass er dort war und sich bestens amüsiert hat", sagte Nicole Almodovar, "Miss Maryland Galaxy 2009", dem Magazin.
Der Secret Service betont mittlerweile, anders als die Salahis sei der dritte Partycrasher nie in die Nähe des Präsidentenehepaars gelangt. "Momentan gibt es keine Hinweise darauf, dass das Individuum der Begrüßungszeremonie beiwohnte oder Kontakt zum Präsidenten und der First Lady hatte", teilte Secret-Service-Sprecher Edwin Donovan mit.
Die Schuld für den Zwischenfall versucht man beim Secret Service dem Außenministerium zuzuweisen - der Partycrasher gelangte offenbar im Tross der indischen Delegation ins Weiße Haus, für das Mitarbeiter des Ministeriums die Verantwortung trugen. "Es gab eine nicht autorisierte Person, der es gelang, sich in die Delegationsgruppe einzureihen", sagte Ministeriumssprecher Ian Kelly der "New York Times".
Im Bus zum Weißen Haus
Der Background-Check, den der Secret Service routinemäßig bei allen Personen durchführt, die Zugang zum Weißen Haus erhalten, entfiel sowohl bei den Salahis als auch bei Partycrasher Nummer drei. Sie mussten lediglich die Sicherheitsschleusen und Metalldetektoren passieren.
Die indischen Delegationsmitglieder wurden nach Aussage des Secret Service vor dem Empfang im Weißen Haus in einem Hotel überprüft und wurden dann im Bus zum Weißen Haus gefahren.
"Das State Departement trägt die Verantwortung dafür, dass es sich bei jeder Person, die sie zum Weißen Haus eskortiert, tatsächlich um einen zugangsberechtigten Gast handelt", betonte der ehemalige Geheimdienst-Chef Ralph Basham gegenüber dem "Politico"-Magazin. Mitarbeiter des Ministeriums hätten also den Abgleich zwischen Gästeliste und Anwesenden durchführen müssen.
Wie lange sich der ungebetene dritte Gast im Weißen Haus aufhielt und inwieweit er mit anderen Gästen Kontakt hatte, ist bislang nicht bekannt.
Das US-Außenministerium, "eine Schwachstelle" im Sicherheitsapparat
Nach Informationen des US-Journalisten Ronald Kessler entdeckten Secret-Service-Mitarbeiter bei der Kontrolle des Überwachungsvideos des Abends einen ungeladenen Gast im Smoking. Dessen Identität habe jedoch zunächst nicht geklärt werden können.
Der Secret Service gab mittlerweile an, die Sicherheitsmaßnahmen für ausländische Delegationen seien inzwischen verschärft worden.
Was wenige Stunden vor dem Krisengipfel der Geheimdienstchefs im Weißen Haus wenig an der Wahrnehmung ändert, dass es um die Sicherheit im US-Regierungssitz nicht zum Besten bestellt ist.
Die Kongressabgeordnete Eleanor Holmes Norton sagte der "Washington Post", die Vorkommnisse stellten nicht nur den Secret Service in ein schlechtes Licht, der dem "Homeland Security Committee" untersteht, sondern auch das Außenministerium. Vor dem Hintergrund des unlängst nur knapp vereitelten Terroranschlags auf eine Passagiermaschine der Northwest Airlines durch den Nigerianer Abdulmutallab zeige es sich nun erneut als "eine Schwachstelle" im Sicherheitsapparat.
Eine offizielle Stellungnahme aus dem Weißen Haus gibt es bislang zu dem Vorfall nicht.