Dieser Beitrag wurde am 31.12.2017 auf bento.de veröffentlicht.
Es gibt ja Menschen, für die ist der 31.12. "nichts besonderes"; ein Tag, um den man "nicht so viel Tamtam" machen muss und der die ganze Aufmerksamkeit, die er kriegt, nicht verdient. Ganz ehrlich: Dann legt euch eben um halb zehn mit Kamillentee ins Bett! Ich gehöre jedenfalls nicht dazu.
Silvester ist für mich der beste Tag des Jahres.
Wenn ich zurückdenke, kann ich mich an fast jede Silvesterfeier der letzten 15 Jahre erinnern. In einigen Jahren war ich auf Partys, einmal habe ich Silvester nur zu zweit verbracht, aber: Selbst wenn ich Silvester nicht feiern wollte, war ich immer mit Menschen zusammen, die ich sehr gerne mochte. Ein bisschen so wie ein Geburtstag, nur mit Feuerwerk.
Aber wie ein Geburtstag, den man mit allen anderen teilt: Dieser Abend trennt die Zeit für uns alle in ein "vorher" und "nachher", in alt und neu. Da ist es doch total egal, dass der Zeitpunkt willkürlich ist, man denkt trotzdem darüber nach, wie es einem geht, über das, was sich geändert hat und das, was sich ändern muss. Darüber kann man reden - muss man aber nicht. Die Stimmung ist aber deshalb immer eine besondere.
Während hektisch die Sektgläser rausgekramt werden und im Radio “The Final Countdown” läuft, ziehen die vergangenen 365 Tage noch einmal im Schnelldurchlauf an mir vorbei. Was war dieses Jahr besonders schön, was war besonders schlimm? Wann habe ich gelacht und wann geweint? Welche Menschen haben in diesem Jahr eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt? Manchmal wird mir kurz schlecht, in einigen Jahren wurde ich panisch, manchmal fühlt es sich einfach gut an.
Und wenn die Menschen um einen herum dann "Frohes Neues" brüllen und man jemanden zum Küssen hat, kann man sich für das vergangene Jahr bedanken und auf das neue freuen. Das setzt allerdings voraus, dass man diesen Abend auch mit einer Lieblingsperson verbringt. Deswegen gibt es natürlich auch die berühmte Mitternachts-Nachricht: Wer um 12 Uhr nachts zuerst geschrieben hat, wird im neuen Jahr eine wichtige Rolle spielen. Denn wer sonst käme auf die Idee, einem in genau diesem Moment zu schreiben.
Es gab auch Jahre, in denen ich diese letzten Sekunden kaum ausgehalten habe. Zum Beispiel das Jahr, in dem ich nach meinem ersten Studium ohne Jobaussichten, einem einsamen Auslandssemester und einer gescheiterten Beziehung für ein paar Wochen wieder bei meinen Eltern einziehen musste. Um fünf vor zwölf zerrte meine Mutter mich in Jogginghose ins Wohnzimmer und drückte mir ein Glas Sekt in die Hand. In solche Momenten fällt es natürlich einigermaßen schwer, noch fröhlich anzustoßen.
Dennoch: Es half mir für einen Moment. Ich ließ los und verabschiedete mich von diesem schrecklichen Jahr. Denn Silvester ist auch der richtige Zeitpunkt, um mit Dingen abzuschließen. Neues Jahr, neues Glück – weiter gehts.