Vermutlich selbst gebaute Böller Ein Toter und ein Schwerverletzter bei Feuerwerksexplosion in Hennef

Beim Hantieren mit Feuerwerk ist in Hennef bei Bonn ein Mann ums Leben gekommen und ein weiterer schwer verletzt worden. Auch in Berlin, Hamburg und Leipzig gab es schlimme Unfälle beim Böllern.
Knallerei mit gefährlichen Nebenwirkungen: Ein Mann zündet einen Böller in der Hand (Archivbild)

Knallerei mit gefährlichen Nebenwirkungen: Ein Mann zündet einen Böller in der Hand (Archivbild)

Foto: Patrick Pleul / dpa

Um Unfälle durch den unsachgemäßen Gebrauch von Knallkörpern und Raketen zu vermeiden und damit die durch Corona bereits extrem belasteten Krankenhäuser zu entlasten, galt auch zu diesem Jahreswechsel ein Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk. Die Bürger fanden das in der Mehrheit richtig: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa befürworteten 66 Prozent der Befragten die Maßnahme, auf die sich Bund und Länder wegen der Coronapandemie verständigt hatten.

Trotzdem waren im ganzen Land Böller zu hören und Raketen zu sehen, nicht wenige davon stammten vermutlich aus illegalen Quellen. Wie jedes Jahr gab es bei der Knallerei schwere Unfälle.

Bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers in Hennef bei Bonn ist ein Mann ums Leben gekommen, ein weiterer wurde schwer verletzt. Die beiden 37 und 39 Jahre alten Männer hatten mit einer zehnköpfigen Gruppe Silvester gefeiert. Kurz nach Mitternacht hatten sie sich Zeugenaussagen zufolge etwas von der Gruppe abgesetzt. Plötzlich habe es einen sehr lauten Knall gegeben und die beiden hätten schwer verletzt am Boden gelegen.

Der 37-Jährige starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle im Hennefer Ortsteil Hüchel; der 39-Jährige wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht. Ein Polizeisprecher vermutete am frühen Samstagmorgen, dass es sich bei dem Feuerwerkskörper um einen selbst gebauten Böller gehandelt haben könnte. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf. Zuvor hatte die »Bild« über den Unfall berichtet.

In Hannover fuhr die Polizei Streife, um das Böller- und Feuerwerksverbot auf öffentlichen Plätzen zu kontrollieren

In Hannover fuhr die Polizei Streife, um das Böller- und Feuerwerksverbot auf öffentlichen Plätzen zu kontrollieren

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Auf einer privaten Silvesterparty im Osten von Berlin sind zwölf Menschen bei der Explosion von illegalem Feuerwerk verletzt worden. Alle Verletzten mussten zur Behandlung in Kliniken gebracht werden, teilte die Feuerwehr am Neujahrsmorgen mit. Es habe aber glücklicherweise keine sehr schweren Verletzungen gegeben. Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen davon aus, dass bei der Feier im Ortsteil Friedrichshagen illegale Pyrotechnik gezündet wurde. Anders seien die Anzahl und die Schwere der Verletzungen nicht zu erklären, sagte ein Sprecher.

Der jüngste Verletzte ist laut Feuerwehr ein elfjähriger Junge, die anderen Verletzten seien Jugendliche und Erwachsene. Die Feuerwehr war gegen 0.10 Uhr alarmiert worden und rückte mit rund 40 Einsatzkräften aus.

Mindestens zwei Menschen wurden in Hamburg beim Abbrennen von Feuerwerk schwer verletzt. In Bramfeld explodierte nach Angaben der Polizei ein Böller in einer selbst gebastelten Abschussvorrichtung und verletzte einen 50-jährigen Mann schwer im Gesicht. Er schwebe in Lebensgefahr. In einem anderen Fall müsse einem Mann nach missglückter Böllerei möglicherweise eine Hand amputiert werden. Trotz eines verhängten Ansammlungsverbots waren Tausende Menschen in der Innenstadt unterwegs – in St. Pauli rund 10.000, rund um die Binnenalster 2500 und an den Landungsbrücken etwa 2000.

In Leipzig wurde ein Mann beim Zünden eines vermutlich ebenfalls selbst gebauten Böllers lebensbedrohlich verletzt, wie ein Polizeisprecher sagte.

In Wernigerode im Harz hat eine Rakete einen Wohnungsbrand mit viel Schaden verursacht. Nach Zeugenaussagen flog der Feuerwerkskörper am Freitag auf einen Balkon im fünften Stock des Hauses, teilte die Polizei am Samstag mit. Zunächst soll es zu einer Rauchentwicklung gekommen sein. Anschließend griff das Feuer auf die Wohnung eines 22-jährigen Mannes über und zerstörte diese teilweise. Anwesende Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden wurde auf etwa 100.000 Euro geschätzt.

In Stuttgart kam es gegen Mitternacht beim zentralen Schlossplatz zu Auseinandersetzungen zwischen Feierwütigen und der Polizei. Einige aggressive Partygänger hätten die Beamten bedrängt und mit Böllern beworfen. Die Polizei ging nach eigenen Angaben mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Menge vor. Ein Polizist habe ein Knalltrauma erlitten, zwei weitere seien leicht verletzt worden.

Spätzündung einer »Kugelbombe« – ein 23-Jähriger stirbt in Österreich

Ein 23 Jahre alter Mann ist in der Silvesternacht bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers in Österreich tödlich verletzt worden. Ein 21-Jähriger wurde zudem schwer verletzt, wie die Nachrichtenagentur APA am Samstag berichtete. Die Männer hatten sich demnach mit weiteren Menschen auf einer Wiese im Gemeindegebiet von Klausen-Leopoldsdorf südwestlich von Wien getroffen, um die Silvesternacht zu feiern. Dabei hätten sie sogenannte Kugelbomben gezündet. Als eine der Bomben nicht sofort zündete, näherten sich den Angaben nach vier aus der Gruppe dem Feuerwerkskörper, der dann explodierte. Eine 19-Jährige und ein weiterer Mann wurden nach Angaben der Polizei zudem leicht verletzt.

In den Niederlanden ist ein Zwölfjähriger durch eine Silvesterknallerei getötet worden. Ein weiterer Junge sei nach dem Vorfall in Haaksbergen nahe der deutschen Grenze schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die Polizei am Freitag auf Twitter mit. Die beiden Kinder hatten demnach nicht selbst mit dem Feuerwerk hantiert.

Laut dem Sender NOS sahen sie einem Mann dabei zu, wie er mit einem selbst gebauten sogenannten Klaphamer Pulver zündete. Die Polizei nahm einen Mann fest und leitete Ermittlungen ein.

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