Silvester in Berlin »Wir rechnen mit einer einsatzintensiven Nacht«

Illegal gezündetes Silvesterfeuerwerk am 30. Dezember (in Berlin-Schöneberg)
Foto: Paul Zinken / dpaDie Polizei Berlin bereitet sich auf eine ereignisreiche Nacht vor. »Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Einsatzkräfte und zu Feuerwerksverletzungen«, sagt eine Sprecherin der Polizei dem SPIEGEL. »Wir rechnen mit einer einsatzintensiven Nacht.«
In Berlin sind mehr als 1000 zusätzliche Beamte im Einsatz. Schwerpunktmäßig unterstützen sie Kollegen in den Sperrzonen am Alexanderplatz, im Steinmetzkiez und rund um die Justizvollzugsanstalt Moabit. Dort darf kein Feuerwerk gezündet werden.
Passanten zünden illegale Raketen und Knaller
Am Donnerstag war es bereits zu Ausschreitungen gekommen. Etwa 150 Passanten hatten rund um eine Straße in Berlin-Schöneberg illegal Raketen und Knaller gezündet. Am Silvestervorabend kamen abermals rund 30 Menschen zusammen und warfen im Steinmetzkiez Böller auf die Straße, bis die Polizei anrückte. Polizisten seien mit Pyrotechnik beworfen worden, ein Beamter sei leicht verletzt worden, berichtet die Sprecherin der Polizei Berlin. Es gab zwei Festnahmen. Ein Bus der Linie M48 musste abrupt bremsen, nachdem ein 16-Jähriger Feuerwerkskörper auf die Potsdamer Straße geworfen hatte – verletzt wurde dabei niemand.
Auch die Feuerwehr Berlin stellt mehr als 1400 zusätzliche Einsatzkräfte, da es bei Einsätzen an Silvester immer wieder zu schweren Verletzungen kommt. Erstmals tragen einige von ihnen Bodycams, um Vorfälle besser dokumentieren zu können.
Das Interesse an Feuerwerkskörpern sei in diesem Jahr so hoch gewesen wie schon lange nicht mehr, sagt Felix Martens, Geschäftsführer des Bundesverbands Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) dem SPIEGEL. »Die Nachfrage ist unglaublich«, sagt Martens. »Bei einigen Discountern war am ersten Verkaufstag bereits alles weitestgehend ausverkauft«. Ähnlich sehe es beim Fachhandel aus. »Viele Läden haben gestern frühzeitig geschlossen, weil alles weg war«.
4000 Euro für Raketen und Batterien
Medienberichten zufolge standen Pyrotechnikfans in einem Geschäft in der Berliner Allee am Mittwochabend bis zu 13 Stunden in der Kälte an, um zum Verkaufsstart Böller für die Silvesternacht zu kaufen. Ein wartender Passant berichtete der »Berliner Zeitung« , er wolle 4000 Euro für Raketen und Batterien ausgeben. Aufgrund der Coronapandemie war der Verkauf von Feuerwerkskörpern in den vergangenen zwei Jahren verboten gewesen.
Offiziell darf erst ab 18 Uhr am Silvesterabend geböllert werden. Aber bereits im Vorfeld war es auch in diesem Jahr zu schweren Vorfällen im Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern gekommen.
Millionenschaden nach mutmaßlicher Brandstiftung
Ein Supermarkt in Bergfelde im Landkreis Oberhavel war am Mittwochabend in Brand geraten. Der Schaden wird auf zwei Millionen geschätzt. Zwei Mehrfamilienhäuser mussten evakuiert werden, drei Menschen wurden leicht verletzt. Eine Gruppe von vier Jungen soll nach ersten Erkenntnissen der Polizei mit Pyrotechnik ein Feuer beim Unterstand der Einkaufswägen verursacht haben, wie die dpa berichtet. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung.
Am Donnerstagnachmittag war eine Beamtin in Neukölln mit Pyrotechnik beworfen worden und verletzte sich am Ohr. In Neukölln und Charlottenburg hatten Fußballfans nach dem Einzug Marokkos ins Halbfinale bei der Weltmeisterschaft mehrere Straßen in Berlin blockiert und Autos und Beamte mit Pyrotechnik beworfen. Es läuft ein Ermittlungsverfahren wegen besonders schwerem Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie Sachbeschädigung von Kraftfahrtzeugen, wie die dpa berichtet.