Skurriler Wettbewerb Österreich schlägt Deutschland - beim Mähen
Prien - Vier Frauen pflügen sich mit riesigen Sensen durch kniehohes Gras. Sie bewegen sich langsam aber stetig nach vorne. Bei jedem Schritt gehen sie in die Knie, um die Sense optimal an der Oberfläche aufsetzen zu können. Ihre Gesichter verzerren sich, sie ringen nach Atem. Die letzten Schritte sind besonders mühsam, doch dann haben sie es endlich geschafft: In ihrer Parzelle steht kein Grashalm mehr.
Szenen wie diese spielten sich am Samstag bei den deutsch-österreichischen Mähmeisterschaften in Prien am Chiemsee ab. Vier Herren- sowie vier Damenmannschaften aus Deutschland und Österreich traten gegeneinander an. Dabei war von EM-Rivalität kaum etwas zu spüren. "Wir freuen uns, dass wir jedes Jahr einen Anlass haben, uns zu treffen", sagt Julia Kollmannsberger, die Organisatorin und gleichzeitig Mitglied bei den "Chiemgauer Mäherinnen".
Im Gleichschritt bewegen sich vier kräftige Männer auf den abgesperrten Mähbereich zu. Alle haben ihre Sense über die rechte Schulter gelegt. Es wird spannend, denn jeden Augenblick beginnt das Finale. Bis zum Schluss haben nur zwei österreichische Teams durchgehalten. Doch die haben es in sich, wie sich herausstellen wird. Immer mehr Zuschauer sammeln sich hinter den Absperrbändern. Eine Beobachterin bemerkt anerkennend: "Das muss man schon können."
Vier Teilnehmer bilden eine Mannschaft. Frauen müssen eine Parzelle von 8 mal 15 Metern kahl schlagen. Bei den Männern sind es 10 mal 20 Meter. "Es kommt darauf an, dass man schnell ist, eine saubere Maht hinterlässt und keine Grasbüschel mehr auf den gemähten Flächen zu sehen sind", erklärt Georg Göttlinger, der als Schiedsrichter das Finale begleitet. Bei der "Maht" handelt es sich um die saubere Anordnung des Grases in langen Bahnen.
Dann erklingt das Signal: "An die Sense, fertig los!" Die Handmäherinnen Thundorf/Straß sowie die Murrtaler Heublumen eröffnen das Finale. Dabei wird der Wettbewerb nicht ganz so ernst genommen. Evi Edfelder zum Beispiel feuert ihre Kolleginnen aus Thundorf an - obwohl sie in diesem Wettbewerb bei den "Chiemgauer Mäherinnen" mitmacht. "Bei denen hat eine gefehlt, deswegen helf' ich aus."
Zur Vorbereitung gibt's Weißbier und Rüscherl
Die Männerteams wie "De oidn Hasn" (deutsch: "Die alten Hasen") bestätigen diesen Eindruck. Sie stehen mit ihren Freunden von den "schneidigen Traunviertlern" aus Österreich zusammen und haben einiges zu lachen. Für Hubert Hofmeister ist sein österreichischer Gegner Peter Kurz eindeutiger Favorit. Er sei am meisten im Training, gibt der "alte Hase" zu.
Auf die Frage wie die Vorbereitungen für so einen Wettkampf denn aussehen, ist die Antwort klar: "Weißbier und Rüscherl", sagt Heinrich Baumgartner von den "oidn Hasn".
Die Frauen wirken auf den ersten Blick schon etwas verbissener. Die Anstrengung steht Anita Putscher von den österreichischen "Innviertler Mädels" förmlich ins Gesicht geschrieben. Mit hochrotem Kopf und nach Luft ringend stützt sie sich nach ihrem Durchgang auf die Sense. "Wir werden erster, ganz klar!", sagt sie, als sie wieder sprechen kann. Hofmeister erzählt, dass beim Mähen jeder Muskel im Körper beansprucht wird. "Vom Kopf bis in die Zehe."
Die Schiedsrichter schauen sich die gemähten Parzellen genau an. "Wir warten bis jeweils alle vier Teams durch sind, dann können wir die Ergebnisse besser miteinander vergleichen", erklärt Schiedsrichter Göttlinger. Es dauert nicht lange, und die Sieger stehen fest. Österreich hat klar die Nase vorn. Mit 7,48 und 8,12 Minuten schlagen die "schneidigen Traunviertler" und die "Innviertler Mädels" ihre Konkurrenten aus Deutschland.
Chancen für eine Revanche hat Deutschland am Montagabend - beim letzten Vorrundenspiel der Fußball Europameisterschaft gegen Österreich.
Angela Huß/ddp