Feministin trifft alten weißen Mann "Eine Therapiesitzung bräuchten wir schon" - "Das habe ich befürchtet"

Fleischhauer, Passmann
Foto: FREDERIKE WETZELS / DER SPIEGELSie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.
Fleischhauer, 56, ist SPIEGEL-Redakteur und Buchautor. Er hat 2009 das Buch "Unter Linken" veröffentlicht und arbeitet sich in seinen wöchentlichen Kolumnen am progressiven Zeitgeist ab. Passmann, 25, ist Autorin und Radiomoderatorin, sie will das Patriarchat abschaffen. Am 7. März erscheint ihr Buch "Alte weiße Männer. Ein Schlichtungsversuch" (Kiepenheuer & Witsch; 304 Seiten; 12 Euro).
Fleischhauer: Frau Passmann, Sie schreiben über alte weiße Männer. Um die Ausgangslage zu klären: Muss ich mich angesprochen fühlen?
Passmann: Wer im SPIEGEL eine Kolumne mit dem Titel "Der schwarze Kanal" hat, der ist auf jeden Fall gut aufgestellt.
Fleischhauer: Titel können irreführend sein.
Passmann: Dieses Provozieren um des Provozierens willen, gleichzeitig das Belächeln des Diskurses, der links von einem stattfindet: Das ist zumindest nicht hinderlich, um es auf der Liste nach vorn zu schaffen. Um beurteilen zu können, ob Sie wirklich ein alter weißer Mann sind, müsste ich allerdings mehr als eine Minute und zwölf Sekunden mit Ihnen gesprochen haben. Eine Therapiesitzung bräuchten wir schon.
Fleischhauer: Das habe ich befürchtet. Wie man sich selbst als Mann sieht, ist für das Feindbild vermutlich eher nebensächlich?
Passmann: Die Selbstwahrnehmung spielt eine Rolle, schließlich geht es ja ums Reflexionsvermögen. Aber am Ende des Tages haben wir Feministinnen die Deutungshoheit über Sie, das stimmt.
Fleischhauer: Damit alle wissen, wovon wir reden, lassen Sie uns eine Definition versuchen: Was macht den alten weißen Mann aus?
Passmann: Der alte weiße Mann ist jemand, der den gesellschaftlichen Wandel, der um ihn herum passiert, eher belächelt. Er sagt sich: Wir haben das die letzten Jahrzehnte lang ganz gut unter uns Männern geklärt. Jetzt müssen wir nicht auf einmal anfangen, mit Frauen darüber zu sprechen, ob die auch ein bisschen mitmachen können.
Fleischhauer: Das Entscheidende für die Zugehörigkeit ist also eine gewisse Arroganz?
Passmann: Sie sind als alter weißer Mann vor allem der Meinung, dass die Privilegien, die mit dem Weiß-und-männlich-Sein einhergehen, zwar bei Karrieren irgendwo eine Rolle spielen mögen, aber auf keinen Fall bei Ihnen. Sie sind nicht wegen Ihres Geschlechts oder Ihrer Hautfarbe da, wo Sie sind, sondern Sie verdanken Ihre Stellung in der Gesellschaft allein dem eigenen Tollsein. Sie gehören einfach zu den Tollsten überhaupt, und die Leute, die jetzt an diesem Status quo und den damit verbundenen Privilegien kratzen, sind linke Träumer und Spinner.
Fleischhauer: Es gibt auch Frauen, die sich für so toll halten, dass sie immer weitermachen, egal was die anderen sagen. Nehmen Sie Theresa May, auch bekannt als "Maybot". Oder Marine Le Pen. Was ist mit denen?
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