Dieser Beitrag wurde am 10.03.2019 auf bento.de veröffentlicht.
Dass Hausarbeit und Kindererziehung in heterosexuellen Beziehungen gerecht unter Männern und Frauen aufgeteilt werden, ist leider nach wie vor eine Seltenheit. Das sieht man schon an der Verteilung der Elternzeit: Väter nehmen noch immer deutlich weniger als Mütter (Zeit ). Da ist es eigentlich eine gute Sache, dass der Preis "Spitzenvater des Jahres" Väter auszeichnet, die das anders machen. Doch die diesjährige Preisverleihung hat zu einer Diskussion im Netz geführt.
Wer wurde Vater des Jahres?
Der Preis ging an Daniel Eich – den Mann der deutschen Astronautin, Dr. Insa Thiele-Eich. Er bekommt den Preis, weil er sich ein Jahr Elternzeit für das dritte der gemeinsamen Kinder nimmt, damit seine Frau ihren Beruf weiterhin ausüben kann.
Die Auszeichnung wird seit 13 Jahren von der Großbäckerei Mestemacher vergeben und geht mit einem Preisgeld von 5000 Euro einher.
Was ist das Problem?
Obwohl der Gedanke hinter dem Preis sicherlich ein positiver ist, wirkt es schon etwas merkwürdig, dass ein Mann 5000 Euro allein dafür bekommt, dass er sich um seine Kinder kümmert. Für Mütter gibt es einen solchen Hurra-du-warst-in-Elternzeit-Preis bisher nicht.
Genau das regt viele Menschen auf:
Wäre es nicht irgendwie sinnvoller, der Frau einen Preis zu verleihen, die es schafft, Mutter und Astronautin gleichzeitig zu sein?
Nichts gegen Daniel, aber...
Nix gegen Daniel oder Thorben, um Gottes Willen. Gut, dass sie's machen. Weiter so. Aber von mir gibt es keinen Preis dafür, dass sich ein Vater um seine Kinder kümmert. Oder Hausarbeit macht. Oder kocht.
— Anna Aridzanjan (@textautomat) March 9, 2019
Das wäre doch auch eine Idee:
Oder noch besser: Allen Tragepapas direkt Nobelpreis verleihen bitte. pic.twitter.com/DTXcy2nTsK
— Anna Aridzanjan (@textautomat) March 9, 2019
Was sagt die Initiatorin des Preises zur Kritik?
Auf die Frage, ob die die Kritik am Preis verstehe, sagte die Unternehmerin Ulrike Detmers dem Handelsblatt , dass Männer in Elternzeit gingen, sei "ja leider immer noch nicht gelebter Alltag".
Das stimmt: Nur etwa ein Drittel der Väter in Deutschland nehmen ihr Recht auf Elternzeit in Anspruch, die meisten davon belassen es dann bei dem Mindestmaß von zwei Monaten (Zeit ).
Detmers betonte in der Pressemitteilung zum Preis, die Auszeichnung ginge immer an "moderne Männer, die sich als Väter mit großem Engagement für ihre Kinder einsetzen und ihrer Partnerin den Rücken freihalten, damit diese in ihrem Beruf vorankommen kann".
Auch Insa Thiele-Eich, jetzt Frau eines "Spitzenvaters", hat sich zu der Diskussion geäußert.
Sie schrieb auf Twitter , ihre erste Reaktion beim Lesen des Preistitels sei "Irritation" gewesen – "Aber wir haben uns mit den Inhalten des Preises auseinandergesetzt und uns das beide SEHR GUT überlegt. Weil wir die Werte die dieser Preis verkörpert nämlich beide vertreten & VERBREITEN wollen", so die Astronautin.