Jobs vs. Jobs - welcher ist der bessere Film über den Apple-Gründer?

Dieser Beitrag wurde am 11.11.2015 auf bento.de veröffentlicht.
Ist “Steve Jobs” den Weg ins Kino wert? Oder machst du besser dein eigenes Popcorn und schaust dir Ashton Kutcher in "Jobs – Die Erfolgsstory von Steve Jobs", der ersten Leinwand-Biografie, des Apple-Chefs von 2013 an?
Am 12. November 2015 kommt “Steve Jobs” in die deutschen Kinos. Der Film erzählt die Geschichte des legendären Apple-Gründers und Erfinder von Mac, iPod und iPhone. Regie führte Danny Boyle, bekannt durch Klassiker wie “Slumdog Millionaire” und “Trainspotting”.
Dementsprechend groß ist in den USA der Hype um den Film. Auch, weil mit Michael Fassbender die europäische Schauspielhoffnung schlechthin dabei ist. Für seine Darstellung des charismatischen Visionärs Steve Jobs, so wird bereits vor der Veröffentlichung des Films gemunkelt, soll er endlich einen Oscar erhalten.
Spoiler-Warnstufe grün
In diesem Beitrag verraten wir ein bisschen was über die Serie, das Spiel oder den Film — aber eigentlich nichts, was dir den Spaß verderben könnte.
Die Kritiker scheinen sich einig zu sein. Das Publikum ist weniger euphorisch. Um nicht zu sagen: Viele Amerikaner bleiben gleich ganz zu Hause. Zwar bricht “Steve Jobs” in Groβstädten wie New York und Los Angeles Besucherrekorde; landesweit aber floppt der Film und belegt am Eröffnungswochenende gerade mal Platz 7 der Kinocharts.
Aber “Steve Jobs” ist nicht der erste Film über den Mann hinter Apple. Vor zwei Jahren bereits verfilmte ein bis dato unbekannter Nachwuchsregisseur namens Joshua Michael Stern die Story des Tech-Giganten. bento hat sich beide Filme angeschaut und Äpfel mit Äpfeln verglichen.
Das Drehbuch
“Jobs – Die Erfolgsstory von Steve Jobs” von Joshua Michael Stern ist ein sogenanntes Biopic und begleitet Steve Jobs von der Uni bis zu Apples legendärer Think Different-Werbekampagne. Für die Rolle des Steve Jobs konnte der Regisseur Ashton Kutcher gewinnen. Ansonsten kommt der Film ohne Starpower aus. Es gibt viel Garagenromantik, unzählige Joints und einen alles verändernden LSD-Trip. Ein bisschen so, als wäre das Set der Soap “Die Wilden Siebziger” ins Silicon Valley verlegt worden.
Trailer zu “Jobs – Die Erfolgsstory von Steve Jobs”:
Das Drehbuch für “Steve Jobs” stammt von Aaron Sorkin. Der hat durch “The Social Network” bereits Erfahrung mit erfolgreichen Studienabbrechern gesammelt. Vielleicht steht er deshalb nicht auf amerikanische Bildungseinrichtungen: Er überspringt die Unizeit und erzählt die Geschichte des notorischen Querdenkers und Apple-Masterminds anhand der Gadgets, mit denen Steve Jobs ein für alle Mal veränderte, wie wir einen Computer benutzen, Musik hören und mit der Auβenwelt kommunizieren.
Aaron Sorkin, Drehbuchautor von "Steve Jobs", im Interview:
Unsere Wertung für das Drehbuch:
Die Erzählperspektive
So selbstherrlich, wie er den Apple-CEO im Film auftreten lässt, kauft man ihn Aaron Sorkin kaum ab. Der Regisseur hat in Interviews aber mehrfach erwähnt, sich mit Jobs' Tochter Lisa getroffen zu haben, bevor er anfing, das Drehbuch zu schreiben. Lisa ist die älteste Tochter von Jobs und muss ihn schwer beeindruckt haben. Die komplizierte Beziehung zwischen Lisa und ihrem Vater zieht sich wie ein roter Faden durch seinen Film.
Ansonsten basiert Sorkins Interpretation von Steve Jobs auf der autorisierten Biografie von Walter Isaacson, die vor vier Jahren erschienen ist. Aber auch hier nimmt sich der Drehbuchautor viele Freiheiten, wenn er den Apple-Gründer als das genialste Arschloch der Welt porträtiert. (Das Wort Arschloch bekommt durch den Charakter eine ganz neue Dimension.)
Szene aus "Steve Jobs" (2015): Joanna threatens to quit
Eine so enge Beziehung wie die zwischen dem Apple-Gründer und seinem Marketing-Guru Joanna Hoffman (Kate Winslet, genial und oscarverdächtig) bekommt man in “Jobs – Die Erfolgsstory von Steve Jobs” nicht zu sehen. Dort ist, wenig überraschend, Steve Wozniak Jobs' Gegenpart. Auch ansonsten gibt es für Fans wenig Neues zu entdecken. Jobs tritt als Cheerleader seines total genialen, aber etwas unbeholfenen Jugendfreundes Wozniak auf und überredet ihn, mit ihm Apple zu gründen.
Szene aus "Jobs" (2013): Jobs und Wozniak
Unsere Wertung für die Erzählperspektive:
Die Kamera
Die Kamera in “Steve Jobs” hat der Deutsche Alwin H. Küchler bedient. Und der hat sich echt etwas einfallen lassen. Obwohl es bei einem Budget von geschätzt 30 Millionen Dollar durchaus drin gewesen wäre, hat er nicht einfach den gesamten Film mit der neuesten Kamera gedreht; der gebürtige Düsseldorfer hat sich bei der Kameraauswahl an der jeweiligen Epoche orientiert, die im Film abgelichtet wird.
So hat er den ersten Akt auf 16 mm gedreht. Für den zweiten Akt benutzte er einen 35-mm-Film. Der dritte und letzte Akt wurde mit einer Alexa Digitalkamera auf Hochglanz poliert. So wirkt es, als wäre der Film aus Originalmaterial. Von Regisseur Danny Boyle nicht weniger kunstvoll inszeniert, als würde man backstage mit der Kamera bei einem Produktlaunch dabei sein, liefert “Steve Jobs” so einen intimen Blick hinter die Kulissen der digitalen Revolution.
Unsere Wertung für die Kamera:
Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wer trägt den Rollkragenpulli besser?
Fassbender ist einer der charismatischsten und wandlungsfähigsten Schauspieler des aktuellen Kinos. Allerdings ist er für den jungen Steve Jobs entweder zu alt oder die Maske hat Mist gebaut. Denn man nimmt ihm das junge Alter nicht ab.
Ashton Kutcher bekommt den jungen Apple-Gründer besser hin. Allerdings ist Fassbender spätestens ab dem Moment unschlagbar, als Steve Jobs erst von seiner eigenen Firma gefeuert wird und dann als 42-Jähriger wieder zu Apple zurückkehrt. Wenn aus Fassbender Jobs wird, dann ist er, wie es das amerikanische Magazin “Time Out” ganz treffend ausdrückte, “einfach nur brillant, wenn er nicht gerade dein Herz bricht”. Sorry, Herr Kutcher.
Unsere Wertung für das Tragen eines Rollkragenpullovers:
And the winner is… "Steve Jobs"
Trailer zu “Steve Jobs”: